Sonntagmorgen, kurz nach sieben. Obwohl ich es zeitlebens vermeiden konnte, mich zu vermehren, werde ich von Kindergeplärr geweckt. Es dringt gottseidank nur durch die offenen Fenster meiner Wohnung (im 2. Stock) herein, langsam lauter werdend. Verschlafenen Auges aus dem Fenster blickend, werde ich seiner Quelle gewahr: ein grob spanferkelgroßes Stück Mensch, von seinem Muttertier am Arm durch die sonst menschenleeren Straßen halb getragen, halb gezerrt, während letzteres laut schimpfend kundtut, daß, wer schreie, nicht auf den Arm komme, basta.
Hallo? Geht’s noch? Ob dies eine angemessene Erziehungsmaßnahme sei, darüber kann und will ich nicht befinden. Daß es aber eine buchstäblich (himmel-)schreiende Demonstration der eigenen schlechten Erziehung ist, auf diese pädagogisch wertvolle Art die Nachbarschaft zu wecken, das steht für mich außer Frage.
Liebes Muttertier: Wenn wir uns mal in der Tram (die mich übrigens, obwohl sie genau vorm Haus entlangdonnert, zuverlässig nicht zu wecken vermag) wiedertreffen, und ich biete Dir und Deiner Brut nicht meinen Sitzplatz an, dann wirst Du vielleicht nicht wissen, warum.
Ich aber.
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