Nein, dieses Bild ist nicht gefälscht, die gezeigte Apparatur gab es wirklich:
Diese, hm, Reisezugwagenomnibusschlepptendertramdampftriebwagenschnellzuglok gibt einem schon zu denken. Man hört fast das Gespräch der ausführenden Werkstattmenschen:
* Meister: Du Eckat, hier steht, wi schallt nen Dampftriebwagen bauen. Das is wohl der neueste Trend.
* Eckat: Wat is dat denn?
* Meister: Weiß aunnich, irnkwie soll dat wohl so nie Mischung sein aus Lok und Wagen, damit die Züge kürzer wer’n.
* Eckat: Und wie schall we dat hinkriegen?
* Meister: Paß op, ik säch ji dat: Do nehm wi die olle Lok dahinten und setzen den Wagenkasten von dem zerdallerten Wagen vom Unfall letzte Woche drauf.
* Eckat: Ja aber Meister, dat wird doch scheiße hoch!
* Meister: Sabbel nich, datt goiht!
Das entstandene Fahrzeug mutet an wie ein zeitgenössisches Zugunglücks-Foto, nur etwas zu parallel und gerade und unzertrümmert. Logisch — das Unglück ist ja auch vor oder vielleicht während der Herstellung passiert, nicht danach. Ich weiß ja nicht viel über Kinder, aber sowas würde ich als Ergebnis erwarten, wenn man eine Kiste Lego und einen unter Drogen gesetzten Fünfjährigen zu lange alleine läßt.
Leid können einem eigentlich nur die Reisenden tun. Passender Song zum Fahrzeug: The Human League, “Being Boiled”.
Und wozu? Um die Nachteile einer 2’A-Dampflok mit denen eines hölzernen Reisezugwagens zu verbinden, dabei im Vorbeigehen jedes Lichtraumprofil zu sprengen, ein wirklich hübsches Feuerunfall-Risiko zu kreieren und als Zugabe noch den Seitenwindempfindlichkeits-Weltrekord locker zu überbieten? Das alles nur zum Einsparen von ein paar Metern Zuglänge und ein paar Kubikmetern Heizungsdampf? Oder ist das nur ein ganz früher Vorläufer der heute ja weitverbreiteten Unterflur-Antriebstechnik?
Es gibt jedenfalls Momente im Leben, da ist man auch als Eisenbahnfreund froh, daß manche Fahrzeuge spurlos verschollen sind. Dieser gehört dazu.
Das Kleingedruckte: Das Bild ist geklaut von dieser Seite, wo auch etwas mehr zum Fahrzeug steht. Nicht daß mir das jetzt Gewissensnöte bereiten würde, aber unter Creative Commons-Lizenz stellen kann ich es halt auch nicht, daher dieser Hinweis.
3 Kommentare
Interessant ist vielleicht auch noch zu erwaehnen, dass dies nicht das einzige “Inspection Car” dieser Bauart war. Laut dem Buch “Dampftriebwagen”, in dem ein weiteres solches Fahrzeug der gleichen Bahnverwaltung abgebildet ist, wurden die Dinger gebaut, um die Nachteile kleiner, langsamer, offener Draisinen zu Wartungszwecken auszumerzen. Tenderloks der Achsfolge 2’A2′ (4-2-4) und Schlepptenderloks der Achsfolge 2’B seien fuer diese Bauart ueblich gewesen. Die groesste solche Lok sei eine 2’B1′ (4-4-2) von 1895 gewesen, die so ausgelegt gewesen sein soll, dass sie im Notfall auch mal einen regulaeren Schnellzug befoerdern konnte. Junge muss das lustig ausgesehen haben, wenn hinter so einem “Wohnmobil” noch ein ganzer Zug dranhing. 🙂
Lieber Dieter, schauen Sie mal hier:
http://www.ford-board.de/thread.php?threadid=41606
Sieht aus wie ein Scorpio…der mit Stufenheck