1984 war gestern

Ich hab ja lange versucht, Onkel Schäuble und seine Trojaner-Pläne geflissentlich zu ignorieren. Aber irgendwie erweist sich der Scheiß als zäher denn erwartet.

Nun soll also mal wieder das Grundgesetz geändert werden, um diesen lästigen nicht zu überwachenden “Kernbereich privater Lebensführung” loszuwerden. Zunächst wohl nur, soweit es die Computer-Festplatte betrifft — aber wenn die komplett auf Verdacht durchsucht werden kann, weil die bösen Terroristen ja sonst klug genug wären, ihre Daten genau in diesen vor dem Zugiff geschützten Bereichen zu verstecken, dann ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis irgendeiner damit kommt, daß die doch bestimmt auch klug genug sind, diese Daten auf, sagenwirmal, Papier zu verstecken. Oder gar *gasp* im eigenen Hirn! Wir brauchen Zugiff! Sofort! Auf ALLES!

Gut: ich gebe zu, bei mir würde der Bundestrojaner, so er denn auf meiner antiken Hardware nebst ebensolchem Betriebssystem überhaupt liefe, nicht viel Subversiveres finden als die Entwürfe für diese Weppßait hier. Und auch ‘ne Durchsuchung würde nicht viel mehr zutage fördern. Aber verdammt nochmal, das heißt doch nicht, daß mir das egal sein kann! Nennt mich meinetwegen blauäugig oder altmodisch, aber ich finde, daß das, was in meiner Wohnung, meiner Festplatte und meinem Hirn abgeht, erstmal nur mich was angeht.

Naja. Noch gibts ja einige Chancen dafür, daß Orwell.exe kläglich versanden wird: im Parlament, in der Softwareentwicklung, vorm Bundesgerichtshof, an seinen Systemvoraussertzungen oder zur Not halt daran, daß ich dann doch mal den ollen Atari TT wieder abstaube, hochfahre und mal kucke, wie man damit ins Netz kommt. Klar hab ich nix zu verbergen, aber das muß ja nu nicht jeder wissen.

4 Kommentare

Zum Kommentar-Formular springen

    • Christoph auf 10. Februar 2007 bei 12:30
    • Antworten

    Moin Dieter,
    scheinbar mutiert jeder Mensch, wenn er denn Innenminister wird, zu … ja, zu was eigentlich? Jedenfalls glänzen die alle mit prächtigen Ideen zur Überwachung, egal ob nun Schünemann, Beckstein oder eben Schäuble.
    Besonders besorgniserregend finde ich auch diese schlechten Polit-Verlierer: Da sagt Herr Köhler: Nö, das unterschreibe ich nicht. Oder ein Bundesgericht kippt irgendein gesetzliches Vorhaben. Was passiert: Man überlegt nicht, was man eventuell falsch gemacht hat, sondern man prustet munter drauflos, das man dann halt einfach das Grundgesetz ändert. War der Geschichtsunterricht eigentlich zu Zeiten jener oben erwähnter Herren eigentlich auch schon so schlecht wie Heute?
    Zumal das ganze Überwachen, Datensammeln und unter Generalverdacht stellen die wirklichen Terroristen und Kriminellen wohl kaum vor Probleme stellen dürfte. Ist meiner Meinung nach eher eine Methode, um schon mal präventiv alles bereit zu haben, sollte der deutsche Michel es doch mal wagen zu fragen, was das Ganze denn soll.
    Interessant zu dem Thema auch ein Interview mit Herrn Schäuble in der taz: http://www.taz.de/pt/2007/02/08/a0169.1/text
    Schön das Zitat: Außerdem bin ich anständig, mir muss das BKA keine Trojaner schicken.
    Man denke da nur an diese CDU-Spendenaffäre, aber ach was solls …
    Eines noch: Darf ich den letzten Satz Deines Beitrags verwenden? Das mit dem verbergen ist ja nichts neues, aber der Zusatz ist irgendwie … genial 🙂

    Gruß

    1. Klar darfst Du den verwenden. Aber wenn Du ihn als Buchtitel oder so verwendest, will ich was abhaben, okay? 🙂

  1. Auf das (jedenfalls beim Leser, leider nicht beim Interviewten) Augen öffnende taz-Interview wurde ja schon hingewiesen, aber was noch fehlt ist http://www.bundestrojaner.net/. Wirklich lustig die Seite, auch wenn’s eigentlich eher zum Weinen ist.

    Achja, und die Schweizer stehen btw. auch auf Bundestrojaner: http://www.sonntagszeitung.ch/dyn/news/multimedia/686573.html

  2. Hallo Dieter,

    später Kommentar zu einem aktuellen Thema: Wie ich aus Deinen Texten herauszulesen mag, verwendest Du ein “antikes” Windows 98. So wie ich hier lese, funktioniert die (eventuell gewählte) “Software” da aber auch:

    http://www.heise.de/security/artikel/86415/1

    Das ist die zweite von vier Seiten Artikel. Nun ja, auch Linux oder MacOS wird nichts. Mit OS/2 Warp dürfte man noch gut dran sein, alternativ kann man den Stecker vom Modem ziehen – Aber, wie bekomme ich dann den Nachmittag rum?

    Nein, das ist es nicht wert.
    Grüße, Phil

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.