Als kleinen Service für unsere Leser bieten wir an dieser Stelle ja gelegentlich Tips und Kniffe, mit denen das Leben einfach leichter wird. Heute: wie kann ich einen homöopathisch einwandfreien Wirkstoff herstellen, ohne stundenlang mit Pipetten und Wasserflaschen rumzumurksen? Als Beispiel möge ein Wirkstoff auf der Basis von handelsüblichem Tee gleich welcher Sorte dienen.
Wir brauchen
- Tee natürlich (oder sonstwas, wovon Sie sich eine Wirkung versprechen; was genau und welche Wirkung das sein soll, bitte anderswo eruieren, ich halt mich da raus und verweise auch auf untenstehende Warnung)
- eine Teekanne (notfalls geht auch sonst irgendein Behältnis, aber wo bleibt denn da der Stil?)
- soviele Teetassen (oder sonstige Behältnisse, s.o.) wie zu behandelnde Personen; passende Untertassen sind optional, wir wollen es mit dem Stil ja auch nicht übertreiben
- eine zum Erwärmen von Wasser geeignete Apparatur gleich welcher Funktionsweise
- ein möglichst genau gehendes Thermometer ohne nennenswerte Verzögerung der Anzeige, dessen Temperaturfühler in die Apparatur (s.o.) paßt
- Wasser (ob gekauft oder aus der Leitung, gefiltert, abgekocht, linksdrehend durch esoterische Aufbereitungsanlagen gepumpt oder einfach so, sei Ihnen überlassen, auch da halt ich mich raus)
- Milch und Zucker nach Geschmack
Vorgehensweise
Zunächst gilt es, aus dem handelsüblichen Gebinde von Tee die für unsere Zwecke benötigte Menge zu extrahieren. Dazu ist es erforderlich, jegliche Verpackung, die den eigentlichen Tee als solchen umschließt, restlos zu entfernen. Es kann sich dabei um alle möglichen Arten von Verpackung handeln: Kartonagen (teilweise in Folien eingeschweißt), Gläser, Dosen, Papier- oder Kunststofftüten und dergleichen mehr. Eine abschließende erschöpfende Behandlung der Vorgehensweise zu ihrer Entfernung ist daher hier schon aus Platzgründen nicht möglich; daher nur soviel: nicht verzagen, nicht aufgeben und nicht vor der Anwendung auch unorthodoxer Werkzeuge wie etwa Hammer und Meißel zurückschrecken! Lediglich vor Feuerzeugen, Lötlampen u.ä. sei gewarnt: allzuleicht ist der Tee selbst ein Opfer der Flammen geworden.
Sollte sich übrigens statt des erwarteten bräunlichen Gebrösels lediglich eine Anzahl Stofftütchen mit Fäden dran in der Verpackung finden, keine Bange: der Tee ist in diesen Tütchen, Sie sind also schon fast am Ziel! Finden Sie hingegen eher beigefarbene Körnchen vor oder ein Pulver, so haben Sie Instant-Tee erwischt; dieser ist für unsere Zwecke, da wasserlöslich, leider unbrauchbar.
Sodann nehmen wir eines (keinesfalls mehr!) der braunen Bröselchen zur Hand und verwahren es an einem Ort, wo wir es im später folgenden entscheidenden Moment garantiert wiederfinden.
Kommen wir nun zum Wasser. Dieses wird in der benötigten Menge (Faustregel: rund 0,2-0,3 Liter/Person) in die zum Erwärmen verwendete Apparatur gefüllt und diese nach Gebrauchsanweisung in Betrieb gesetzt. Dabei bitte unbedingt auf etwaige Verletzungsgefahren selbsttätig achten! Wir lehnen jede Verantwortung für eventuelle Folgeschäden strikt ab.
Sobald das Wasser eine deutlich höhere Temperatur als die Umgebungsluft hat, kann die Apparatur wieder außer Betrieb gesetzt werden. Mit Hilfe des Thermometers ermitteln wir nun die Raumtemperatur, setzen den Temperaturfühler anschließend in das soeben erwärmte Wasser ein und warten, bis dessen Temperatur genau 0,5°C über der Raumtemperatur liegt.
Inzwischen haben wir genug Zeit, die Teekanne für den entscheidenden Moment vorzubereiten. Daß sie innen vollkommen sauber und frei von Verfärbungen ist, sei vorausgesetzt; es genügt, das oben verwahrte braune Bröselchen im Innern der Kanne zu plazieren. Außerdem sollte ein Löffel oder eine Pinzette bereitliegen.
Hat das Wasser inzwischen die Zieltemperatur erreicht? Dann kommen wir jetzt zum entscheidenden Moment: dem des Aufgießens. Dazu füllen wir das erwärmte Wasser zügig und ohne Plempern von der Apparatur in die Teekanne um. Jetzt hängt alles vom zügigen weiteren Vorgehen ab: mit Löffel oder Pinzette fischen wir das braune Bröselchen so schnell wie irgend möglich wieder aus der Kanne, ehe es eine allzu starke Reaktion mit dem Wasser eingeht. Von diesem Schritt hängt die homöopathische Reinheit unseres Wirkstoffes entscheidend ab, also bitte nicht trödeln!
Der Rest ist Routine: Einschenken des Homöopatees in die Teetassen, nach Geschmack bis zu einem halben Tropfen fettarmer (!) Milch und ein bis allerhöchstens zwei Krümelchen Zucker beigeben, umrühren und dann: wohl bekomm’s!
Warnung
Auch bei sorgfältiger Beachtung der beschriebenen Vorgehensweise kann nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden, daß einzelne Tee-Moleküle sich im Wirkstoff wiederfinden. Das ist nach herrschender Leermeinung in der Homöopathie entweder schlimm oder nicht, je nachdem, wen man fragt; jedenfalls eignet sich, und darauf sei ausdrücklich hingewiesen, die beschriebene Methode nicht zur Zubereitung von Wirkstoffen auf Basis von nach gängiger Schulmedizin als giftig geltenden Zutaten. Etwaige gesundheitliche Schäden, die aus der Nichtbeachtung dieser Warnung entstehen, gehen einzig und allein auf Ihre Kappe; ich wasche meine Hände in Unschuld!
Ausblick
Nächste Woche erklären wir dann, wie hochreine homöopathische Wirkstoffe hergestellt werden. Dazu besorgen Sie sich am besten schon mal ein absolut luft- und wasserdicht verschließbares, aber durchsichtiges Behältnis; da hinein kommt dann der Tee (oder die sonstige Zutat). Sollten Sie sowas nicht auftreiben können, grämen Sie sich nicht: notfalls tut’s auch ein gutes Foto der Zutat, Wasser ist da nach unserer Erfahrung recht einfach zu verarschen.
Bis denne!
Ihr Dieter Schlabonski.
Neueste Kommentare