Fast scheint es, als sei das verkorkste Übernahmedrama um Klein-Scheffler, der Groß-Conti schlucken wollte, nur die Generalprobe gewesen für das, was dieser Tage nun zutage getreten ist: daß Porsche sich bei der Übernahme von Volkswagen genauso gründlich den Rücken verknackst hat.
Als die Pläne das erstemal bekannt wurden, dachten wir noch alle: boah, die müssen ja eine Kohle gemacht haben mit ihren überteuerten Boxerfräsen, Respekt, alle Achtung. Und: sollen sie man machen, immer noch besser als wenn eine autofremde Heuschrecke bei VW einsteigt und dann wasweißich für Freßschäden anrichtet, Porsche, das sind wenigstens Automenschen, auch verwandt und verschwägert mit der VW-Führungsetage, das paßt schon.
Komisch: den Knackpunkt der Porsche-Strategie, daß man nämlich mit des VW-Konzerns Barkasse von rund 10 Milliarden Euro dann die eigenen Schulden aus der Übernahme bezahlen wollte, hab zumindest ich erst vor ein paar Tagen erfahren. Und das ist dann natürlich auch schon wieder gleich ein ganz anderer Schnack: Porsche kauft gar nicht VW, sondern VW kauft sich quasi selber und gehört dann Porsche. Oder so. Jedenfalls ist der Plan ganz schön frech. Und ob VW ohne flüssige Barmittel danach dann so richtig gut dasteht, da hab ich auch so meine Zweifel.
Erfreulicherweise steht da aber noch was im Weg: das VW-Gesetz nämlich, jenes vielgescholtene Werk, das dem Land Niedersachsen eine Sperrminorität zusichert, obwohl es dafür eigentlich nicht genug Aktien besitzt. Darauf, daß dieses Gesetz von der EU zu Fall gebracht werde, hatte Porsche spekuliert. Und ist damit jetzt also derbe vor den Ofen gelaufen.
Gut so.
Wie es weitergeht? Porsche träumt von einer Fusion auf Augenhöhe mit VW, was VW mit eher sparsam aufgetragener Begeisterung kommentiert und seinerseits eine Übernahme von Porsche oder zumindest von deren Autogeschäft anstrebt. Was letztlich rauskommen wird, steht derzeit noch in den Sternen; sicher ist freilich, daß das Zepter über den künftigen Zehn-Marken-Konzern (VW, Audi, Seat, Skoda, Bentley, Lamborghini, Bugatti, Porsche, hm, irgendwas hab ich vergessen, aber was? Zählen MAN und Scania mit?) nicht in Stuttgart, sondern weiterhin in Niedersachsen geschwungen werden wird. Somit hat Porsche in seinem gewagten Übernahmepoker seine eigene Unabhängigkeit verzockt. Geschieht ihnen recht.
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