Na huch, wer hätte das erwartet: die SPD bekennt sich auf ihrem Bundesparteitag klar zur linken Linie. Abschaffung der Vermögenssteuer, Rente mit 67, Hartz IV, Gesundheitsfonds, tralala und hastenichgesehn: auf einmal soll alles mindestens auf den Prüfstand, wenn nicht gar ganz weg. Und die Linkspartei ist auch gar nicht mehr so böse.
Ja nee, is klar. Sagt mal, Genossen, für wie bescheuert haltet Ihr uns eigentlich? Glaubt Ihr im Ernst, wir hätten schon vergessen, daß Ihr es wart, die den ganzen Scheiß zumindest mitbeschlossen habt? Schön formuliert hat das ein Radiokommentator dieser Tage: Man habe das Gefühl, die SPD habe festgestellt, man sei ja jetzt in der Opposition und dürfe endlich mal wieder was wollen! In der Tat. Nur: dürfen darf man das auch in der Regierung, ja, auch als kleinerer Partner einer großen Koalition — wenn man sich denn zu trauen wagt.
Niedlich hingegen die Kritik, die es dafür (also für den “Linksruck” der SPD) aus den Reihen der Regierungsparteien hagelt. Die SPD werde dadurch “nicht mehrheitsfähiger, aber koalitionsfähiger mit der Linkspartei”, so verkündete Muttis Jüngelchen, unser Außenguido, voll Abscheu und tat grad so, als sei das was ganz Schlimmes. Ist es auch — fürs schwarzgelbe Lager. Denn wenn es die SPD nicht grade so zerbombt wie bei der letzten Wahl, kann Rotrotgrün durchaus schon auf eine leidlich stabile Mehrheit hoffen in diesem unseren Lande. Und dafür, daß die wieder mehrheitsfähiger werden, wird Schwarzgelb in den kommenden knapp vier Jahren schon sorgen, da hab ich keine Bedenken.
Dennoch bleibt ein schmieriges Gefühl zurück nach diesem SPD-Bundesparteitag. Allzu schnell, allzu offensichtlich kam die Kehrtwende nach dem Bundestagswahldebakel. So richtig ernstgenommen fühle ich mich jedenfalls nicht, und so richtig ernstnehmen kann ich folglich auch Sigmars neue linke Töne nicht. Aber er hat ja noch ein paar Jahre Zeit, das Linkssein wieder zu üben.
Dabei trotz allem viel Erfolg wünscht
Euer Dieter Schlabonski.
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