Avatare im Gesicht

Avatar: Aufbruch nach Pandora. Im Kino, auch in dreidimensional. Und weil das Dreidimensionale das Spannendere war, kommt es erst weiter unten. 🙂

Der Film an sich

Zur Story muß ich nicht viel sagen: Der mit dem Wolf tanzt auf außerirdisch, zumindest in etwa. Jedenfalls nichts sonderlich Einfallsreiches und auch völlig frei von überraschenden Entwicklungen.

Aber dafür kuckt man diesen Film ja auch nicht. Sondern wegen der Bilder.

Und da leistet er wirklich Herausragendes. Klar, Pandora ist trotz eigenwilliger Geographie (schwebende Berge) und Botanik (berghohe Bäume und brückenbreite Lianen) viel zu erdähnlich geraten, vor allem die dort herumlaufenden Säugetiere, auch wenn einige davon einen gewissen Hang zur Mehrbeinigkeit haben. Aber egal — eine wirklich schöne Welt ist es trotzdem (oder wohl eher gerade deswegen), und sie wird in absolut beeindruckenden Bildern exzessiv gezeigt. Da wirkt nichts künstlich, computergeneriert, unrealistisch. Das vielleicht größte CGI-Spektakel der Kinogeschichte sieht so aus, als wären die Jungs in den Wald gegangen und hätten die Kamera auf die Action gehalten.

Die ebenfalls exzessiv zelebrierten Flugszenen, sowohl mit (wohltuend traditionell, sprich: ohne Antigravitation oder ähnlichen Vodoo funktionierenden) Helikoptern als auch mit fliegenden Reittieren, wirken naturgegebenermaßen nicht so. Ein kleiner Teil des eigenen Hirns weiß auch, daß es vermutlich unmöglich sein dürfte, echte Flugszenen so gut zu filmen. Aber flöt, es sieht halt spitzenmäßig aus, und obwohl es mitunter recht rasant zugeht, bleibt doch meist genug Muße, die gelungenen Szenerien und Animationen zu würdigen.

Aber es gibt doch noch was Gutes über die Story zu sagen: sie hält sich immerhin dann auch soweit zurück, daß sie einen nicht wie sonst so oft mit irgendwelchen offensichtlichen Fehlern, Inkonsistenzen oder Unlogischheiten aus dem Staunen reißt und zum Ärgern bringt. Traurig, daß das schon positiv ist, aber so ist das heutzutage — mit wenigen Ausnahmen — halt.

Fazit: Ein sehenswerter Film. Ob er nun seine exorbitanten Produktionskosten wert war, sei dahingestellt, aber den Eintritt wert ist er auf jeden Fall, und auch die DVD wird dereinst, wenn ihr Preis unter den der Kinokarte gefallen sein wird, in meinem Regal stehen. Und offensichtlich seh ich das nicht alleine so, wenn ich mir die anderen Kritiken und die Einspielergebnisse so anseh — und die Tatsache, daß die von mir besuchte wochentägliche Spätvorstellung zwar nicht ausverkauft, aber doch sehr sehr gut besucht war.

Mein erstes Mal mit 3D

Der beträchtliche Mehrpreis für den Eintritt hat mich doch stark schlucken lassen. Aber erstens muß man das ja mal ausprobieren, dachte ich mir, zweitens lief Avatar eh nur noch in 3D, und drittens gibt’s ja auch noch so ne rattenscharfe Brille dazu, die man sogar behalten darf. Wer kann dazu schon Nein sagen?

Die ersten paar Minuten war ich denn auch schwer beeindruckt vom 3D-Effekt. Das befürchtete Geflimmer oder andere Unschönheiten blieben aus, alles sah so gut aus wie vom Kino gewohnt, nur halt räumlicher. Und das macht wirklich was aus.

Leider bemerkte ich aber bald doch ein paar Dinge, die mir den weiteren Genuß des Spektakels ziemlich gründlich verleidet haben. Das lag wohl daran, daß ich, sobald ich sie einmal bemerkt hatte, mich ungewollt mehr mit ihnen als mit dem Film beschäftigt habe. Genau wie ein an sich leises Störgeräusch wie zum Beispiel NDR 1 Radio Niedersachsen im Nebenraum (hallo Ecki :-)) einem, sobald man sich einmal dran gestört hat, weiter auf die Nüsse geht, ob man will oder nicht.

Diese Dinge waren:

  • Bildteile, die besonders “nah” am Betrachter waren, wirkten unscharf oder sogar gedoppelt.
  • Untertitel schienen als gegenständliche Buchstaben im Raum zu schweben. Sicherlich ein gewollter Effekt, aber er lenkte vom Geschehen und auch vom Inhalt der Untertitel ab.
  • Irgendwas anderes stimmte nicht. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich dahintergekommen war, was: Normalerweise stellt das Auge automatisch auf den Gegenstand scharf, den man gerade betrachtet. Das versucht es natürlich auch mit den “Gegenständen” im 3D-Kinobild, aber es funktioniert nicht: Hier bleibt das scharf, was der Kameramann (oder Regisseur, oder wer auch immer, keine Ahnung, mir auch egal) scharfgestellt hat. Das geht solange gut, wie man auf das kuckt, worauf man nach deren Meinung kucken soll. Wenn man aber stattdessen was Interessantes im Hinter- oder Vordergrund bemerkt und ankuckt, bleibt es unscharf.

Während die ersten beiden Problemchen noch akzeptabel bzw. wohl auch Gewöhnungssache sind, ist das dritte für mich ein echtes k.o.-Kriterium. Meine Augen waren vermutlich die ganze Zeit am Schärfe-hin-und-her-Kurbeln wie eine Kamera mit kaputtem Autofokus. Und alle paar Sekunden fiel mir wieder auf, daß das nicht funktioniert mit dem Scharfstellen. Sowas kann einem den ganzen Film versauen.

Für Avatar spricht immerhin, daß die Macher nicht der Versuchung erlegen sind, das Publikum mit besonders spektakulären 3D-Effekten zu begeistern/verschrecken. Das liest man ja in den Kritiken anderer 3D-Filme wie dem extrem bescheuert benamsten Disney’s Eine Weihnachtsgeschichte oder auch Final Destination: daß alle Naselang irgendwas Richtung Kamera fliegt und man sich unwillkürlich duckt deswegen, was einen dann zuverlässig aus der Filmwelt reißt. Bei Avatar ragen zwar auch ab und zu mal Gegenstände oder Körperteile (vor allem Schwänze — nein, keine Geschlechtsteile, Schweife!) “näher” an einen heran, als man das eigentlich will, aber so besonders störend ist das nicht, und vermutlich auch schwer zu vermeiden.

Fazit: Für wirklich schmerzhaft mehr Geld gibt es einen zwar an sich beeindruckenden Effekt, der aber von der eigentlichen Hauptsache, dem Film, zuverlässig ablenkt, entweder weil man über ihn staunt oder weil man sich über seine Unzulänglichkeiten ärgert. Das ist es nicht nur nicht wert, sondern das wäre selbst bei gleichem Eintrittspreis ein Grund für mich, die traditionelle 2D-Technik vorzuziehen.

Das mag anderen sicherlich anders gehen. Bleibt zu hoffen, daß wir auch weiterhin die Wahl haben werden. Denn leider kann man 3D-Filme auch ohne 3D-Brille nicht kucken, dann ist nämlich das meiste unscharf. Logisch, sind ja zwei (verschieden polarisierte) Bilder übereinander.

Obwohl …

Eigentlich müßte man sich doch nur ne 3D-Brille mit zwei gleich polarisierten Gläsern basteln, um wieder 2D zu sehen. Das werde ich, so erforderlich, zu gegebener Zeit dann sicher auch mal ausprobieren. Einstweilen aber werde ich den 3D-Kram einfach boykottieren. Spart ja auch Geld. Schade eigentlich, es hätte Spaß machen können.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.