Soso, einer der beiden Reisezüge, die da in Belgien frontal zusammengedonnert sind, hat also vermutlich ein Haltsignal überfahren. Irgendwie habe ich gerade ein dickes fettes Deja-vu. Ja, so einen Artikel gab es schon mal auf Schlabonskis Welt, damals, 1999, als British Rail ein ähnliches Mißgeschick passierte.
Und schon damals war ich hin- und hergerissen zwischen Amüsement und Entrüstung über die Tatsache, daß British Rail in 200 km/h schnellen Intercity-Zügen immer noch nicht über eine Einrichtung verfügte, die es an deutschen Dampflokomotiven schon in den 50er Jahren gab: die induktive Zugsicherung, kurz Indusi.
Man sieht schon an der irgendwie netten Abkürzung im Stil von Gezuvor und Vileda, wie alt diese Erfindung ist. Heute hieße sie vermutlich ITS (Inductive Train Safety) stattdessen. Das Prinzip aber ist so simpel, daß man es heute vermutlich auf keinen Fall mehr so realisieren würde. Man braucht nicht mal einen Computer dafür: Das haltzeigende Signal gibt im Prinzip nur Strom auf einen Elektromagneten im Gleis, was einen Strom eine Spannung in einer Spule in der durchfahrenden Lok magnetisiert induziert und dieser so mitteilt: Heee, ich bin rot! Und die Lok bremst dann von selber. Mehr ist da nicht.
Erschreckend, daß das immer noch nicht alle eingebaut haben. Ein Eisenbahnzug ohne Indusi mutet 2010 ähnlich antiquiert an wie ein Auto mit Seilzugbremsen. Beides ist zwar TÜV-tauglich, aber täglich damit rumfahren möchte man eigentlich nicht mehr. Achtzehn Zugreisende in Belgien haben diese Erkenntnis mit ihrem Leben bezahlt. Ich bin neugierig, ob sie endlich die letzten sein werden.
Nein, glauben tu ich das nicht.
Danke an Mail- und Kommentarschreiber und andere E-Technik-Nachhilfelehrer!
5 Kommentare
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Also- eigentlich magnetisieren tut so ein Elektromagnet eine Spule nicht (kann er nämlich gar nicht!). Was passiert ist eine Induktionsspannung, die dann zur Meldung “ich bin rot” verbraten wird.
Oder sollten meine Restkenntnisse vom zugegebenermassen ungeliebten Studiums-Zwangsfach Elektrotechnik mich so im Stich lassen?
Autor
Wird schon stimmen. Meine Restkenntnisse vom nicht nur zugegebenermaßen ungeliebten, sondern rundheraus verhaßten Studiums-Zwangsfach Elektrotechnik habe ich jedenfalls vollständig verdrängt, also liegt der Fehler sehr wahrscheinlich bei mir. Für die Funktion der Indusi spielt das aber keine Rolle, und für die Aussage, daß es sich dabei um Low-Tech handelt, die es nebenbei bemerkt schon vor dem zweiten Weltkrieg gab, auch nicht.
Nun hat der erste Kommentator schon den Fehler richtig berichtigt, nämlich dass eine _Spannung_ induziert wird, jedoch ist der Artikel falsch berichtigt (befalschigt?) dahingehend, dass ein _Strom_ induziert wird. Das ist mindestens genau so falsch wie _magnetisiert_.
In der Tat wird eine _Spannung_ indusiert, was dazu führt dass ein _Strom_ fließt.
Ich hatte übrigens Physik Leistungskurs am Gymnasium, und dort wurde uns dieses Prinzip in der 8. Klasse im Jahr 1991 gelehrt.
“indusiert” ist ein Schreibfehler in meinem eben abgegebenen Artikel aufgrund der frühen Stunde. Richtig muss es natürlich heißen: induziert.
Autor
Ich hatte nur Physik-Grundkurs. Eigentlich war das auch eher Lebenshilfe-Grundkurs, Nebenfachrichtung Physik. Das merkt man, keine Frage. Aber ich bereue nichts. Danke für die Korrektur!