Aus der Abteilung “Lebensweisheiten, die jeder kennt und ich nicht glauben wollte”, heute: Zeitarbeitsfirmen sind herzlose Ausbeuter. Aus dem Off in der Stimme Vicco von Bülows ein trockenes “Achwas”. Danke.
Was ist passiert? Nun, in meiner Eigenschaft als frischgebackener Zeitarbeitnehmer entlud ich einen Lastwagen, als plötzlich ein gar erschöcklich heftiger Schmerz meinen rechten Unterschenkel, und somit: mich, immobilisierte. Es ist schon erstaunlich, wie sehr man so ein Körperteil einfach als gegeben hinnimmt und erst, wenn es nicht mehr schmerzfrei seinen Job tut, bemerkt, wie oft man es doch braucht. Lieber Leser: Klopfe Deinem rechten Unterschenkel mal auf die sprichwörtliche Schulter und danke ihm für die gute Arbeit!
Naja. Am zweiten Arbeitstag läßt man, wenn es irgendwie geht, wegen sowas nicht gleich den Laster stehen, also bin ich die Schicht dann halt noch zuende gefahren. Viele (naja, gefühlt viele, tatsächlich vielleicht zwei) Kilometer Fußwegs im Volkswagenwerk Hannover und 12 Stunden später war dieses vollbracht, und ich sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Es folgten ein Arzt- und ein sicherheitshalber Krankenhausbesuch, mehrere Telefonate und eine Fahrt zur Zeitarbeitsfirma, den Krankmeldungswisch abgeben. Und was bekomme ich dort als Dank für die zur vollen Zufriedenheit des Kunden unter Schmerzen durchgezogene Schicht? Na was wohl: eine fristgerechte Kündigung.
Nein, die Frage, ob das so überhaupt rechtens sei, stellt sich mir eigentlich nicht. Denn wenn ich die eben schnell ergoogelten Websites richtig verstehe, habe ich bestenfalls Lohnfortzahlung über das Ende der Kündigungsfrist hinaus bis zum Ende der Krankheit zu erwarten. Das werden, so wie sich das derzeit anfühlt, ziemlich genau null Tage sein. Drauf geschissen also. Und ja, ich denke, daß das Methode hat: Auf Weiterbeschäftigung klagen würde ich auch bei guten Erfolgsaussichten schon deshalb nicht, weil ich bei so einem gar nicht beschäftigt sein will. Und ich denke, weil die das wissen, trauen die sich sowas.
Liebe Zeitarbeitsfirmen: Wenn Ihr so mit Euren Arbeitnehmern umgeht, braucht Ihr Euch nicht über Euer mieses Image zu wundern. Wer gute Leute beim ersten Problemchen rauswirft, kriegt irgendwann nur noch schlechte; und wer dann nur noch schlechte hat, kann die irgendwann auch seinen Kunden nicht mehr als gute verkaufen. Denkt mal drüber nach.
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