Es gibt doch noch Affären, die zumindest so verlaufen, daß man als Beobachter sich nicht ständig vors Hirn schlagen muß ob soviel geballter Inkompetenz, Unbeholfenheit und Selbstsucht.
Jörg Tauss, früher SPD, seit letztem Jahr dann Piratenpartei, ist wegen Besitzes von Kinderpornos zu 15 Monaten Knast auf Bewährung verurteilt worden. Darüber gibt es nix weiter zu sagen — er leugnet, das aus persönlichem Interesse getan zu haben, und ob der Richter oder ich ihm das glauben oder nicht, tut nix zur Sache. Was ich an der Affäre so gut finde, ist das, was dann passiert ist.
Nämlich hat ihn erstmal die Piratenpartei nicht rausgeschmissen, sondern ihm eine Chance gegeben, die Sache zu regeln — bis das Urteil rechtskräftig ist (er könnte ja noch in Berufung oder Revision gehen). Und dann ist aber er aus der Partei ausgetreten, ausdrücklich um selbige vor Diskussionen über seine Person zu schützen: “Wir müssen an den Infoständen über unsere Inhalte diskutieren können und dürfen nicht durch eine ‘Tauss-Debatte’ gelähmt werden. Aus diesem Grunde erkläre ich meinen Austritt aus der Partei.” Respekt, Herr Tauss. Und Respekt auch den Piraten. So soll es laufen, wenn es schon mal schiefgelaufen ist. Keine Vorverurteilung, keine Sesselkleberei. Schön, daß es sowas noch gibt.
1 Kommentar
Ist eigentlich selbstverständlich und eine Frage der persönlichen Ehre, sowas.
Aber wie man sieht, passiert das selten genug, um hier einen Artikel wert zu sein – was ich persönlich für die restlichen Amts- und Würdenträger (gerade letztere, Herr Mixa!) doch reichlich beschämend finde.
Oder hängt das womöglich nur damit zusammen, dass man beim RausgeschmissenWERDEN mehr Abfindungsknete in den A* geballert bekommt?