Die entscheidenden paar Meter

paarmeter-anfahrt.jpg

Man denkt sich nichts weiter, wenn man auf diese Einmündung in Braunschweig zufährt: stoppen soll man, dem von links um die Kurve kommenden Verkehr Vorfahrt gewähren. Kein Problem. Man fährt also an die Haltelinie, bringt das eigene Fuhrwerk zum stehen, kuckt nach links … und sieht:

paarmeter-kurve.jpg … nicht ganz viel. Die herannahenden Autos jedenfalls erst, wenn sie schon mitten in der Kurve sind und somit schon fast da, wo man selber auch gleich sein wird, wenn man losfährt. Also sollte man sich beim Losfahren beeilen, auch wenn man keinen kommen sieht, denn schon in zwei Sekunden kann das ganz anders aussehen.

Blöd ist nur, wenn man nicht so zügig losfahren kann wie die GTI-, TDI- und CGI-Fraktion es heutzutage kann (wenn auch selten tut). Mit einem antiken VW-Transporter, einem Anhängergespann oder einem Lastwagen läuft man hier jedenfalls akut Gefahr, einem um die Kurve flitzenden Vorfahrtberechtigten arg im Weg herumzustehen.

Daß das nicht alle Naselang kracht da, kann ich mir eigenlich nur so erklären, daß die Vorfahrtberechtigten die Wartepflichtigen sehr viel besser im Blick haben als umgekehrt und deswegen rechtzeitig in die Eisen gehen können, wenn sie mal wieder übersehen worden sind. Direkt im Sinne des Erfinders ist das aber natürlich nicht.

Die Abhilfe wäre indes so einfach: es würde genügen, Stopschild nebst Haltelinie um ein paar Meter zurückzuverlegen, vor den Fußgänger- und Fahrradüberweg etwa. Schon kann man mit viel weniger Nackenschmerzen viel weiter kucken:

paarmeter-gerade.jpg Bis an den Anfang der vorfahrtberechtigten Straße sogar! Und somit kann man sich in aller Ruhe eine für Länge und Beschleunigungsvermögen des eigenen Gefährts passende Lücke suchen.

Klar: das kann man auch so machen. Wenn man denn die Ecke kennt. Und das machen auch viele, die sie kennen, mich eingeschlossen; aber das ändert nichts daran, daß es sich hier um eine unnötige, böse Falle für Orts- oder vielmehr Einmündungsunkundige handelt. Daß eine Mail entsprechenden Inhalts an die zuständigen Stellen in Braunschweig nicht mal einer Antwort für würdig befunden wurde, paßt da eigentlich prima ins Bild.

Und seither warte ich eigentlich nur darauf, nach meinem Halt sieben Meter vor der Haltelinie von den Freunden und Helfern fürs anschließende Überfahren des Stopschilds verdonnert zu werden …

Dieser Artikel entstand ursprünglich für Tobias Meyers kurzlebiges Blog “Gut gemacht? Gut gemeint.” und wird nach dessen bedauernswerter Einstellung hier nur wiederveröffentlicht. Weitere mit gleicher Vorgeschichte werden in lockeren Abständen folgen.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.