Das verhinderte U-Boot

Nachdem mal wieder diese alte Schwarte hier in einer Diskussion über den Für- und Widersinn von SUVs (Super Unnecessary Vehicles) aufkam, wollt ich eine dazu passende, noch viel ältere auch mal zu Platte bringen.

Sie spielt an einem Strand in Südfrankreich, zu einer Zeit, als man da noch mit dem Auto draufdurfte (obwohl, vielleicht darf man das da auch heute noch, keine Ahnung — ich weiß nicht mehr, wo das war, und ich war da seitdem auch nicht mehr). Jedenfalls durfte man, und man nutzte das auch zahlreich.

Nun floß aber da auch ein Bach oder Flüßchen ins Meer. Und zwar nicht so kläglich wie der Bourne Stream, der ja eher im Strand versickert — nein, dieses Flüßchen hatte auch quer über den Strand noch ein richtiges Flußbett, und da durch führte für die Autos eine Furt.

Das weiß jetzt nicht mehr jeder der Leserschaft, was das ist. Eine Furt ist eine nicht ganz so tiefe Stelle, an der man mit geeignetem Fahrzeug und etwas Mut einen Fluß ohne Brücke überqueren kann. Früher gabs das öfter, das sieht man schon an Ortsnamen wie Frankfurt … auch wenn ich nicht weiß, ob es da wirklich eine Furt durch den Main gab. Aber ich schweife ab.

In der besagten südfranzösischen Furt jedenfalls hatte sich ein Golf oder sowas festgefahren. Das passierte so etwa einmal am Tag, und es lag nicht am Golf, sondern am Fahrer … viel Gas bedeutet nicht immer viel Vortrieb. Entsprechend gelassen ertrugen diejenigen, die nicht mit dem Ausbuddeln und Schieben des Golfs befaßt waren, den sich zügig an der Furt bildenden Stau.

Und dann kam er, der Held des Tages. Er fuhr einen (damals noch recht neuen) Citroën CX Break, und damit fuhr er ganz langsam am Stau vorbei und sorgte für verdutzte Gesichter: Was hat denn der vor? Na, er wollte durch den Fluß fahren.

Neben der Furt.

So 10 Sekunden, bevor er da war, hob sich des CX’ Karosse majestätisch — ein Trick, den nur beherrscht, wer mit Hydraulikflüssigkeit und Stickstoff federt anstelle schnöden Stahls. Dann brüllte der 2200er zornig auf, und mit ansehnichen Sandfontänen von den radierenden Vorderrädern stob der große Kombi vehement auf die Uferböschung zu, kippte anmutig darüber weg und versank mit einem lauten Klatschen in den Fluten. Naja, aber fast — die Bugwelle schlug über der Windschutzscheibe zusammen, und die wohlgeformte Nase des Fahrzeugs war komplett unter Wasser.

Und komplett mit Matsch bedeckt, als sie wenig später auf der anderen Seite durch die Böschung brach wie ein U-Boot beim Alarm-Auftauchen durch die Wasseroberfläche. Mit immer noch durchdrehenden Vorderrädern arbeitete sich der für sowas eigentlich ob seiner ansehnlichen Länge völlig untaugliche Familienkombi wieder auf ebenes Terrain, um sodann mit Schritttempo und Leerlaufdrehzahl, die Fahrhöhe auf normales Niveau zurückregulierend, an der anderen Seite des Staus entlangzutuckern, als sei nix gewesen. Nur halt verschlammt wie ein Landrover nach der Camel-Trophy.

Ich mag es nicht beschwören, aber es kann gut sein, daß an jenem Tage die Wurzeln meiner lange latenten, letztes Jahr dann aber auch ausgebrochenen Citroën-Affinität gelegt wurden.

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