Blue Efficiency my ass

Da ich ja auch eine eher weniger vernunftgesteuerte Beziehung zum Automobil an sich habe, muß ich wohl oder übel ein bißchen Toleranz zeigen bei dem, was sich andere Leut so in die Einfahrt stellen. Das heißt nicht, daß ich da nicht auch gern drüber läster, aber generell steh ich schon auf dem Standpunkt, daß jeder fahren dürfen solle, was er will — auch wenn es unvernünftig, häßlich, versoffen oder sonstwie bescheuert ist.

Daraus folgt nahezu zwangsläufig, daß auch das Anbieten von allem Möglichen in Ordnung zu sein hat — die Leut kaufen es, also wollen sie es vermutlich fahren, also müßt der Hersteller ja blöd sein, es nicht anzubieten. Und so hab ich auch kein wirkliches Problem mit 280-PS-Astras, Zwölfzylinder-Phaetons und 330-km/h-Porsches: klar ist das alles Unsinn, aber bitte, wer will, der soll ja.

Bei SUVs (Super Unnessecary Vehicles) fällt mir das schon ein bißchen schwerer, zugegebenermaßen. Nicht verwechseln: wer seinen Range Rover regelmäßig durch unwegsames Geläuf treibt, hat mein vollstes Verständnis, aber was an einem Tiguan geiler sein soll als an einem außen kleineren, innen gleich großen, billigeren, leichteren und somit auch flinkeren und sparsameren Golf, das konnte mir noch keiner erklären. Und auch statt der ML-Klasse, um die es hier eigentlich geht und zu der wir auch langsam aber sicher kommen, täte es doch eigentlich ein C-Klasse-T-Modell mit dem nächstkleineren Motor locker.

Aber flöt, es werden ML-Klassen gekauft, also siehe oben. Den schweren Brocken gibt es, wen wundert’s, natürlich auch als V8-Benziner für die Leute, denen ein CDI zu ärmlich klingt. Da kräuseln sich dann schon eher die Fußnägel. Aber so richtig pervers ist erst die neue Version dieses Spritsäufers: Sie hört auf den Namen ML 500 4matic BlueEfficiency. Letzteres steht beim Benz für die Spritsparmodelle … äh, hallo? Wie hirnverbrannt ist das denn, einen 4,7-Liter-Biturbo-V8-Benziner mit 408 PS in einem bestimmt zwei Tonnen schweren SUFFV als Spritsparmodell zu labeln? Der Klumpen verbraucht schon im bekannt beschönigenden Normzyklus satte elf Liter. Wenn das ein Spritsparmodell sein soll, muß sich Bentley ja wohl keine Sorgen um irgendwelche Flottenverbrauchsvorschriften mehr machen.

1 Kommentar

  1. Das ist doch _die_ Geschäftsidee: Aufbepper für hinten “ExtraGreen”, “EfficientSavers”, “UltimateDynamics” etc. – für ein paar dutzend Euro verticken – irgend einen hanebüchenen Unsinn wie “Atomfilter für den Strom-Hausanschluß” als kleine Kiste, die mit Klettband unter die Motorhaube geschraubt wird, beipacken, technikunverständige SUFF-Idioten glücklick machen… 🙂

    Ich bin mir sicher, dass die Produktbezeichnung ein Instrument ist, das mittlerweile wahrscheinlich weit verbreitete schlechte Gewissen zu beruhigen: “Ne, der ist voll effizient! Nix Spritschleuder!”.

    Fairerweise muss ich zugeben, dass ich mir das Konzept “gar nicht fahren spart am meisten” nicht zu Herzen nehme – aber ich fahre auch nur 1,2 Liter spazieren, in der Stadt sogar nur 0,2 Liter (Hubraum, nicht Verbrauch, natürlich).

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