Pferdefleischskandal

Mein (zugegebenermaßen recht früher) Kandidat für das Unwort des Jahres. Wißt Ihr noch, früher? Da war das mal ne Delikatesse. Und heute kostet das Zeug angeblich in Großmengen 40 Cent das Kilo, gegenüber 3 Euro für Rind, weil es keiner kauft. Ist das dann ein Wunder, daß es im billigen Folienfraß und Dosenfutter, den neuerdings so genannten Pferdtiggerichten halt, landet? Natürlich nicht. You get what you pay for, wissenschon. Erstmal zu wir lieben Lebensmittel lohnt sich einmal hin alles drin.

Selber schuld.

Aber warum das jetzt ein Skandal sein soll? Als ob Pferdefleisch nun auf einmal gesundheitsschädlich wäre. Isses nicht, eher im Gegenteil — allein schon, weil es wohl eher keine auf schnelle Gewichtszunahme gezüchteten, mit Antibiotika vollgepumpten Mastpferde gibt. Und nun wird das gute Zeug aus dem Verkauf genommen und vernichtet. Gaanz toll.

Dabei wär die Lösung so einfach:

pferdefleisch.png

Auf Aufklebefolie drucken, ausschneiden, geeignet auf Packung applizieren, fertig. Wir haben auch ein DIN-A4-PDF, zum Klebefolie-Sparen. Wenn der gelbe Hintergrund nicht gebraucht wird, weil farbige Klebefolie da ist, einfach schwarzweiß drucken.

Gern geschehen.

Update: Mittlerweile hat es auch ein Politiker, ein Herr Fischer von der CDU, gemerkt, daß das Wegschmeißen völlig unbedenklicher, aber falsch deklarierter Lebensmittel irgendwie doof ist. (Medikamentenspuren sind, soweit ich weiß, bisher noch in keiner Probe aufgetaucht.) Der fordert aber nun, das Zeug an Bedürftige zu verteilen. Mäßig schlaue Idee, Herr Fischer. Natürlich schäumen die einschlägig sich zuständig Fühlenden jetzt unisono, daß Bedürftige keine Müllschlucker seien — und womit? Na mit Recht natürlich.

Nee, nee, meine Lösung mit dem Aufkleber war schon ernst gemeint. Nach genauer Prüfung der Unbedenklichkeit jeder Charge natürlich. Und sicher auch zu drastisch reduzierten Preisen, kauft ja sonst keiner. Daß sich dann auch die genannten Bedürftigen damit eindecken, ist klar … aber ich glaube, wenn sie sich wie alle anderen auch frei dafür oder dagegen entscheiden können, hätte da keiner ein Problem mit.

Abgesehen davon, daß die Tafeln und ähnliche Einrichtungen überhaupt gar keine Transport- und Lagermöglichkeiten für Gefriergut in diesen Mengen haben. Der Einzelhandel, der das Zeug ja sonst auch verkloppt hätte, hat die. Also: Testen, Gütesiegel “Bestes Pferdefleisch” drauf, Preis runter, ab ins Regal.

Wäre das einzig Sinnvolle, was man mit dem Zeug machen kann. Ich würd es sogar kaufen. Gut, vielleicht nicht grad Tiefkühllasagne, den Pappfraß kauf ich ja sonst auch nicht, aber andere Deliiiiehiehiehiekatessen — klar, warum nicht.

Wetten, daß sie es wegschmeißen werden?

Noch’n Update: Natürlich ist es ein viel größerer Skandal, daß nicht jeder (und nicht mal die Hersteller und die Behörden) nachvollziehen kann, wo das Fleisch im Essen herkommt. Man wünscht sich da völlige Transparenz. (Auch wenn der Sermon auf einer Tiefkühlpizza mit Salami und Schinken vermutlich die halbe Packung einnähme.)

Aber das ist kein Pferdefleischskandal. Nur durch eben jenen wieder mal für ein Weilchen im Bewußtsein nach oben gespült worden. Das arme Pferd kann gar nix dafür …

Aber verzaget nicht! Frau Aigner bastelt ja schon an einem Aktionsplan, der keine Wünsche offenlassen wird. Und der dann sicher unverzüglich wieder in der Schublade landet, wenn das nächste Pferd durchs Dorf getrieben wird.

4 Kommentare

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  1. Skandal aus mehreren Gründen:
    – Lebensmittel sind falsch ausgezeichnet,
    – die Herkunft des Fleisches ist nicht nachvollziehbar,
    – wenn das wirklich alte Ackergäuler aus Rumänien sind, haben die noch viel üblere Medikamente als Industrierinder gekriegt.

    Ich jedenfalls könnte kotzen. Aber der Aufkleber gefällt mir gut. Sollte man als Guerillaaktion im Supermarkt verteilen.

    Tobi

  2. Als ob man die Herkunft des Rindfleischs in der Billiglasagne nachvollziehen könnte. Das Medikamenten-Argument kauf ich auch nicht — soviel, wie ein Schlachtvieh reingepumpt kriegt, kann ein rumänischer Ackergaultierarzt gar nicht verschreiben. Bleibt das Problem der Falschauszeichnung; klar, das ist nicht okay, vielleicht sogar auch ein Skandälchen, aber dafür hab ich ja gerade den Lösungsvorschlag unterbreitet 😉

    Etwaige Guerilla-Aktionen beim Lebensmittelhöker des Mißtrauens sind etwas, zu dem ich zwar ausdrücklich nicht aufrufe, aber hey, Ihr seid ja alle schon groß und wißt selber, was Ihr tut. Fotos bitte zu mir 😀

    Euer Dieter.

    • _RGTech auf 20. Februar 2013 bei 22:43
    • Antworten

    Hrm, abgesehen von der falschen Deklarierung ist doch auch Fakt, dass hier billig eingekauftes Material teuer verkauft wurde – so was nennt man gemeinhin Betrug. Abgesehen von der Medikamentengeschichte (die für mich das Wesentlichste darstellt und auch die einzige gute Begründung für die Vernichtung der Lebensmittel liefert, da potentiell gesundheitsgefährdend, aber genau da ist man ja noch nicht wirklich mit eindeutigen Informationen rausgekommen) ist also falsche Deklarierung (Irreführung der Kunden) und Gewinnmacherei (Betrug) zusammen schon skandalwürdig, finde ich.

    • Tobias auf 22. Februar 2013 bei 16:38
    • Antworten

    Ich empfinde die Nichtnachvollziehbarkeit des Ursprungs von Fleisch als Skandal, unabhängig von der Sorte. Selbst wenn das völlig legal wäre, fänd’ ich es nicht in Ordnung.

    Tobi

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