Diejenigen Lastwagenfahrer, die mit sog. „Tautlinern“, also Gardinenplanenaufliegern oder -aufbauten unterwegs sind, sind im allgemeinen äußerst scharf darauf, von derselben Seite abgeladen zu werden, von der sie beladen worden sind. Zumindest dann, wenn sie ihre Ladung mit Zurrgurten gesichert haben — was man auch mit solchen Fahrzeugen zwar nicht grundsätzlich, aber doch öfter als bei anderen muß (und was zugegebenermaßen viele noch ein wenig seltener tun, als sie müßten). Wird man nämlich zur anderen Seite entladen, muß man beide Seiten aufmachen, um die Gurte zu lösen.
Nun ist es in geschätzt 80% derjenigen Firmen, denen das nicht egal ist, so, daß die zu öffnende Seite die linke ist — keine Ahnung warum, hat sich halt so eingebürgert. Entsprechend hitzig fallen dann auch die Diskussionen aus in den anderen 20%.
Das bayerische Automobilwerk, in dem diese Zeilen entstehen, ist da löblicherweise zumindest stellenweise sehr viel entspannter als die meisten. Dort, wo ich eben entlud, kann man sich ganz nach Geschmack vorwärts oder rückwärts in die Entladebuchten stellen. Grafiken an der Wand suggerieren zwar, sich so zu stellen, daß dann die linke Seite zu öffnen ist, aber wenn die Gurtratschen rechts sind, stellt man sich eben andersrum hin. Sagt keiner was gegen. Vorbildlich.
Ja. Und dann kam der Rohrspatz. Wie ein solcher schimpfend nämlich tat der Kollege dem Staplerfahrer kund, daß er es eilig hätte und wir, der Staplerfahrer und ich, mal aufhören sollten zu quatschen, damit ich wegkäme und er auf meinen Entladeplatz fahren könne. Der Staplerfahrer wies ihm daraufhin den gegenüberliegenden, verwaisten Entladeplatz.
Und dann durften wir beide zu unserer grenzenlosen Verwunder- und stetig wachsenden Erbauung betrachten, wie der Kollege, immer noch laut fluchend, seinen Sattelzug rückwärts in die für Vorwärtseinparken markierte Lücke setzte, die rechte Seite aufmachte, die linke Seite auch aufmachte und begann, die links angebrachten Gurtratschen zu lösen.
“Irgendwie ist das jetzt ja völlig unnötig, daß der sich die dreifache Arbeit macht, näch.”
“Jo. Wollst du es ihm nich sagen?”
“Kein Bock auf. Du?”
“Och nö.”
Schadenfreude ist sicher nicht die schönste Freude, aber so mal ist sie auch ganz nett, doch.
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