Ansich isses ja Wurst

Der Juhropihen Zonk Konntäßt ging mir ja schon komplett am Arsch vorbei, als er noch Grong Schmuh d’Öhrowiesiong oder so ähnlich hieß. Europas B- bis F-Garde der Tonkunst gibt sich die Ehre und bestimmt fernab aller Charts und aller Qualitätsmerkmale, wer der Größte unter ihnen sei? Genauso spannend wie das Preisschießen des Kleinkimmer Schützenvereins, wenn Ihr mich fragt.

Aber die diesjährige Siegerin, Conchita Wurst, die vollbärtige Dragqueen aus Österreich, die finde ich klasse. Also jetzt nicht musikalisch. Nein, auch nicht geschlechtlich (nich dassich da was gegen hab, wer mag soll ja). Aber sonst so! Wenn so jemand nämlich auf einmal den ESC gewinnt, zeigt sich sehr schön, wer Humor hat. Und vor allem: wer nicht.

Na klar, “Bild” und seine “Leser” (keine Bange, die Links gehen auf Drittseiten, nicht zu Springer oder Fratzbuch) stürmen wieder voran, nix anderes haben des Denkens Fähige erwartet. Daß Putin und seine Homophobengarde schäumen würden, war auch von vornherein klar, auch wenn ich nicht dran geglaubt habe, daß die jetzt ernsthaft drüber nachdenken, eine noch viel egalere eigene Veranstaltung aufzuziehen (Eurasian Song Contest oder so — da dürfen dann nur Uniformierte auftreten und vielleicht ältliche Heteromänner mit nacktem Oberkörper). Aber daß seine eigene Bevölkerung cool genug drauf war, das Wurstlied dann gleich mal zur Nummer 1 der Downloadcharts zu machen, das fand ich wirklich großartig. Kollektiv ausgestreckter Mittelfinger Richtung Kreml! Klasse.

Allein dafür hat sich das ganze ESC-Gejorre schon gelohnt. Auch daß “wir”, also Deutschland, nur abgeschlagen im Mittelfeld gelandet sind, finde ich gut. Nix gegen die Mädels, die “unser” Lied singen, die kommen im Radiointerview ja recht sympathisch rüber, aber das Lied selber? Schön mit Stampfrhythmus, damit der Deutsche auch immer fein auf Eins klatschen kann, und textlich eher belanglos bis halbpeinlich (“if you say yes or even no”, wissenschon), nee, das war nix Großes, Mädels. Wenn auch immer noch besser als 80% des sonstigen Radiogedudels, zugegeben.

Aber Frau Wurst? Gut, das Lied ist auch scheiße, das könnte so von Whitney “we have a problem” Houston sein, aber der Rest der Show? Großartig! Einwandfrei getrollt! L’Autriche, douze points. Mindestens!

Doch, ich glaub, ich freu mich fast ein bißchen auf den nächsten ESC. Daß mir das mal passieren könnte, hätt ich früher auch nicht geglaubt.

3 Kommentare

  1. Grüß dich Schlabonski.
    Bis Heute fand ich deine Texte amüsant und habe dir im Vielen zustimmen können. Doch dein “Kollektiv ausgestreckter Mittelfinger Richtung Kreml! Klasse.” Spruch geht mir auf die Galle. Was ist da dran so klasse? Erklär mir das
    Gruß
    Vitali

  2. @Vitali: Sag bloß, Putins Heldengepose und Rußlands galoppierende Homophobie sind Dir sympathisch? — “Richtung Kreml” war vielleicht etwas zu allgemein formuliert, aber so viele Mittelfinger, wie ich Herrn Putin gerne entgegenstrecken würde, habe ich gar nicht. Und nein, das hat nichts mit der Ukraine oder sonstwas Außenpolitischem zu tun.

    Danke für Deinen Kommentar!

  3. @Dieter:Mir ist Putin nicht sympathisch, jedoch etwas sympathischer geworden. Wieso “galoppierende Homophobie”? Oder bist du der Meinung, dass in Russland Homosexuelle (mehr) Angst haben müssen? Wenn du so denkst, dann bist du falsch aufgeklärt. Sie sind schlechter dran als bei uns, das steht außer Frage (Ehe, Adoption etc). Aber es gibt jede Menge Homosexuelle zwischen einflussreichen die ganz öffentlich auftretten und anerkannt werden. Fakt.
    Zur Wurst: mir ist aus meinem Bekanntenkreis niemand bekannt, der mit Ihr/Ihm sympathisiert. Er/Sie soll machen wie gefällt, aber es muss mir nicht sympathisch sein. Für mich ist der Anblick wie ein Unfall, wenn du verstehst.. 😉
    Grüße
    Vitali

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.