Das Für-Immer-Auto

Neulich ging mir mal durch den Kopf, wie man sich für den Rest des Autofahrerlebens von Autosorgen weitgehend befreien könnte: Man sucht sich ein aktuell produziertes, nicht zu altes (wegen der Kinderkrankheiten), aber auch nicht brandneues (wegen der ersten Langzeiterfahrungen von den Vielfahrern) Automodell, mit dem man leben kann, und kauft davon drei identische Exemplare. Das erste fährt man ein normales Autoleben lang, also so 15, 20, wenn es gut läuft vielleicht 25 Jahre.

Dabei lernt man die Schwachstellen: wo fängt’s als erstes an zu gammeln, was geht vor der Zeit kaputt, wo sind die konstruktiven Schwachpunkte. Diese Punkte rostschützt/verbessert man, soweit möglich, am zweiten Exemplar und legt die sonst benötigten Ersatzteile auf Lager — jetzt, so 10 Jahre nach Produktionsende oder so, gibt es noch alles, mit Glück auch ziemlich preiswert.

Wenn das erste Exemplar Schrott ist, wird das zweite in Betrieb genommen und das erste zur Teilegewinnung zerlegt (sind ja noch viele Teile gut, die die nicht gleich kaputtgehen halt). So gerüstet, sollte das zweite für den Rest des Autofahrerlebens reichen.

Und wozu dann das dritte Exemplar? Naja, falls doch irgendwann mal ein Fortschritt (Elektroauto, autonomes Fahren, wasweißich) den Betrieb eines humangesteuerten Zerknalltriebwerks nicht mehr opportun erscheinen lassen sollte, kann man den ja immer noch fabrikneuen Oldtimer teuer verkaufen und vom Erlös die nächsten drei Neuwagen finanzieren 😉 Und außerdem hat man so einen Unfalltotalschaden frei.

Scheitert nur an drei Gründen: 1., wer will schon ein aktuelles Auto? 2., wer hat schon Geld für drei Neuwagen auf einmal? Und 3., wer will schon im Ernst für den Rest seines Lebens dasselbe Automodell fahren?

Tja. So ist das. Die Idee find ich trotzdem nicht schlecht.

4 Kommentare

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  1. Eine ähnliche Idee hatte ich auch schon. Und im Fall meines derzeitigen Gefährts (Baujahr 1998), dessen einzige wirkliche Achillesferse der Rost ist (daher hab ich auch mal einen Scorpio 1 als Winterauto eingesetzt und bin deswegen überhaupt erst hier gelandet), wäre diese Strategie durchaus gut gewesen. Auch ein junges gebrauchtes Exemplar (was Punkt 1 und 2 entschärft) zur Seite zu stellen und zu optimieren, hätte sich da vielleicht gelohnt.

    Aber, siehe Punkt 3, leider weiß man halt nie im Voraus, ob nicht mal was besseres kommt und zweitens muss man auch die Lagerhaltungskosten für’s Wegstellen bedenken (und Standschäden einrechnen).

    Jetzt bin ich mittlerweile 9 Jahre mit dem gleichen Modell unterwegs, und schlauer: es gibt tatsächlich nichts nennenswert besseres zu kaufen… nur, halt auch nichts gleichwertiges mehr.

    Tja, zu spät. Ist halt kein Lada Niva. Und gute VWs gibt’s auch nicht mehr neu.

  2. Hihi, das find ich ja geil, daß der Scorpio-Artikel mir einen so treuen Stammleser beschert hat! Seehr cool, danke, you made my day.

    Mir geht’s mit meinen derzeitigen Alltagsautos (Citroen BX, einer Sommer, einer Winter) ähnlich. Momentan sind die noch genau richtig für den Alltag — extrem komfortabel, schnell genug, geräumig genug, nicht allzu versoffen, extrem preiswerte Teile (und Schlachtfahrzeuge), ziemlich schrauberfreundlich und einigermaßen rostresistent.

    Aber es ist ja schon abzusehen, daß es irgendwann keine Neuteile mehr gibt. Einen GS, das Vorgängermodell, fährt heute fast niemand mehr im Alltag. Und auch BX sind schon heute sauselten — Nachfertigungen wirds nicht geben.

    Was also kommt danach?

    Der Nachfolger Xantia ist optisch sehr japanesk, finde ich. Das größere Modell XM ist technisch viel komplexer als der BX und nicht so viel jünger, daß das in punkto Dauerhaftigkeit ein Fortschritt wäre — eher im Gegenteil. Und beider Nachfolger C5? Hm. So richtig begeisternd find ich den auch nicht, aber naja, als Kombi vielleicht.

    Alle anderen Marken haben eben den Nachteil des Kutschenfederfahrwerks. Da versaut einen so ein hydropneumatischer Citroen für, und zwar ziemlich nachhaltig. Vielleicht also dann was Luftgefedertes? Hm, das gibts eigentlich nur in deutschen Nobelkarossen oder SUVs, das ist auch nicht so die Alternative.

    Und Hoffnung, daß in Zukunft ein passender Nachfolger kommen könnte, ob von Citroen oder sonstwoher, hab ich auch nicht mehr wirklich — ab nächstem, spätestens übernächstem Jahr kommen die eh nicht mehr in Frage wegen Blackbox und Nach-Hause-Telefonierens und so.

    Vielleicht sollte ich mir einfach ne Scheune suchen und noch 10 BXe schlachten bzw. wegstellen 😉

    Liebe Grüße, Dieter.

  3. Ou ja. Mit dem BX verbinde ich eigentlich nur noch abgemeldete kommende ‘Scheunenfunde’ und waidwunde Exemplare, da viele Endverbraucher mit der Wartung sichtlich überfordert sind. Da wird auch die Gebrauchtteileversorgung irgendwann schwer. Die Zulassungszahlen sind ebenfalls besorgniserregend. Also wenn da jetzt noch ein brauchbares Exemplar ‘günstig’ auf dem Markt auftaucht… ist das sozusagen die eigene Rentenversorgung 😉
    Mit einem C5 (aber nicht in der glupschigen Mandelaugen-Erstserienauflage) kann man sich sicherlich sehen lassen, aber der braucht noch etwas Reife. Ist ja noch keine 10.

    Die Schrauberfreundlichkeit dürfte aber relativ gesehen kein Argument sein – vor 15 Jahren hat man das auch schon prophezeit, und was ist? Heute stelle ich am Audi in wenigen Minuten mit einem alten Laptop, 15-€-Kabel und etwas Software meine Wartungsintervalle (ich wechsle bei einem Winterauto doch nicht jährlich das Öl), Zentralverriegelung und Fensterheberlogik selber ein und lösche die Fehler. Dafür kann ich keinen Versager, äh Vergaser warten. Die Kenntnisse verlagern sich eben – für alles, was man nicht selber kann, finden sich irgendwann genug Leute, die sich (nach Garantieende) damit auseinandergesetzt haben und Werkzeug und Wissen bieten können. Das wird bei 2014er Wagen nicht anders. Muss ich halt löten und programmieren statt schweißen. (Und der Blackbox die Sicherung ziehen, wie es manche bei allzu eifrigen ESPs heute schon tun… einzig die trendigen winzigen Scheiben kann man schlecht DIY vergrößern.)

    Und als Stammleser hast du mich nicht zuletzt durch die Gummibahn-Cargo Geschichten behalten – die kann man selten sinnvoll kommentieren, aber sie sind herrlich genial geschrieben!

  4. Okay, mag sein. Wir werden es an den ersten Elektronikbombern wie sagen wir mal BMW 7er E38, Mercedes S-Klasse W140, Audi A8 oder auch dem Citroen XM sehen, ob die Szene die dauerhaft in den Griff bekommt oder nur wie derzeit von der Substanz der noch vorhandenen guten Autos lebt. Je nach Unterstützung seitens des Herstellers (vorbildlich bei Mercedes, nichtvorhanden bei Citroen, die anderen werden wohl dazwischenliegen) bin ich da eher skeptisch.

    Beim C5 war ich, als das Facelift rauskam, von jenem sehr angetan — aber irgendwie nutzt sich dessen Design schneller ab, finde ich. Das sieht heute schon aus wie so ein mit Gewalt auf modern gequälter China-Santana oder sowas, irgendwie unpassend. Der Ur-C5 ist zwar auch keine Schönheit (viel zu dicke Nase), aber in sich stimmiger — wenn, dann würde ich wohl eher so einen wollen.

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