Die Texter modernen Liedguts werden auch immer fauler. Okay, zugegeben, nicht jeder Song muß gleich solche Romane erzählen wie “Rock Steady” von Sting oder “Industrial Disease” von den Dire Straits (wo sogar ein kompletter zweiter Song “zitiert” wird), das verlangt ja keiner, nicht mal ich — auch wenn ich sowas ziemlich cool finde. Aber sich einfach das Ausdenken weiterer Strophen zu sparen und stattdessen den Refrain ein paarmal öfter zu singen wie hier die sonst von mir sehr geschätzte Amy MacDonald in “Slow It Down” …
… oder einfach die Strophe ein paarmal zu wiederholen und so zu tun, als sei sie ein Refrain, wie hier der von mir auch sonst nicht besonders geschätzte Olly Murs in “Dear Darlin'” …
… finde ich, mit Verlaub, trotzdem etwas nervig. Zumal erschwerend hinzukommt, daß auch die Radiosender, die fast alle Lieder brutal kürzen (und das sind seit damals deutlich mehr Sender geworden, leider), es nicht für nötig halten, dies auch bei den Songs zu machen, bei denen durch solch Tun nix verlorengeht. Nö, die werden natürlich bis zum Erbrechen ausgespielt.
Klar gibt es noch faulere Texter, aber dann meistens bei Dance-Tracks oder wie man das nennt, also wenn die Musik eh schon scheiße ist. Die oben gezeigten Songs — das Rote sind übrigens, falls es wer nicht verstanden hat, die Wiederholungen — wären hingegen mit etwas mehr Text (oder einem richtigen Refrain) gar nicht mal so übel. Potenziell zumindest. Schade, daß es niemand für nötig befand, sie mal fertigzuschreiben vorm Aufnehmen.
Stephen King schrieb mal, er könne vermutlich auch den Einkaufszettel vom Wochenendeinkauf unter die Top Ten bringen. Das sei mal dahingestellt — aber Amy MacDonald und Olly Murs können es anscheinend wirklich.
An den Meister des Kurzfassens kommen sie aber beide nicht ran: “Baker Man” von Laid Back ist mit sage und schreibe vierunddreißig Wörtern — genauso viele wie in diesem Satz — der wohl ungeschlagene Rekordhalter:
Und seltsam — da hat mich das nie gestört.
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