Verarschen kann ich mich alleine

Ich fahr ja wirklich gerne für die Spedition, bei der mein Chef Subunternehmer ist (und ich früher mal direkt angestellter Fahrer war und auch heut noch wäre, wenn sie mich übernommen hätten). Supernette Dispo, kein Zeitdruck, entspannte Wenns-nicht-reicht-dann-reichts-nicht-Einstellung, sympathische Leute, alles easy.

Bis auf die Wochenend-Planung. Davon hatten wir es hier schon öfter, ich weiß. Aber dieses Wochenende ist Pfingsten.

Pfingsten. Das bedeutet ja gemeinhin drei freie Tage. Gell.

Und die könnte ich grad auch sehr gut gebrauchen, um am letzten mir verbleibenden Wochenende in der Schrauberhalle den Schlachtwagen fertig zu filetieren. Dementsprechend also Ansage an die Dispo: Der Schlabonski hätte gerne Freitag abend Wochenende. Jo, wird notiert. Das war Mittwoch.

Donnerstag: Dramatisch verspätete Tour nach Bremen. “Sieh halt zu, daß Du möglichst heut noch leer wirst.” Und wenn nicht? Für Freitag früh, so stellt sich raus, ist vorgesehen, in Bremen und in Damme zu laden für Duisburg, entmutigend weit vom Standort Braunschweig also. “Soviel zu meinem Wochenende ab Freitagabend”, maule ich und bekomme zur Antwort: “Ach, das sehen wir dann. Vielleicht stellen wir den Duisburg-Trailer ja erst am Dienstag zu.”

Freitag: Mit viel Glück, viel Hektik, viel Überredungskunst und etwas Gesetzverbiegen noch am Donnerstag abend entladen, gondle ich frohgemut zur Ladestelle in Bremen, als die Nachricht kommt: Nach Entladen in Duisburg Trailer tauschen in Euskirchen. Noch falschere Richtung. Aber immerhin: der Trailer soll erst in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 11 in Magdeburg sein. Okay, also immerhin freier Dienstag als Ausgleich für den verkorksten Samstag. Geht ja noch.

Äh. Nö. Trailer in Braunschweig abstellen. Ladetermin in der Nacht von Montag auf Dienstag um 1.

Statt drei freien Tagen also nur noch einer: der Samstag geht weitgehend für die Heimfahrt Euskirchen-Braunschweig drauf, der Montag fürs (ohnehin zwecklose) “Vorschlafen” bis Mitternacht.

Und dann bin ich zum ersten Mal richtig laut geworden am Telefon. Wörter wie “Verarschung” sind gefallen. Und Drohungen: “Wenn Ihr das nochmal mit mir macht, bitte ich meinen Chef, mich woanders einzusetzen, und wenn es Nachtschicht Regionalverkehr ist. Da hab ich weniger Spaß, weniger nette Leute, mehr Streß, mehr Arbeit und weniger Geld, aber wenigstens ab und zu mal ein bißchen Freizeit.”

Und siehe da: es hat funktioniert. Jetzt ist Arbeitsbeginn Dienstagmorgen um 7. Geht doch.

Vielleicht sollte ich öfter laut werden. Oder wirklich mal wieder ein paar Monate Regionalverkehr machen.

2 Kommentare

  1. Ist bei uns auch so. Wer nicht ab und zu laut wird, kriegt nix.

  2. Ist doch völlig normal! Gutmütigkeit wird ausgenutzt. Wers mit sich machen lässt ist selbst schuld.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.