Raststätte Salzgitter… äh… unmerkbaresbandwurmwort

Sie bauen eine neue Autobahnraststätte in Salzgitter, gar nicht so weit weg von da, wo ich wohne. Und, interessanter wohl, direkt neben dem Förderturm des als irgendwie vielleicht doch nicht mehr werdendes Atommüllendlager republikweit bekannten Schacht Konrad. (Ich habe absichtlich nicht “des … Schachtes Konrad” geschrieben, weil ich “Schacht Konrad” für einen feststehenden Begriff halte.)

Also wirklich, genau direkt daneben. Kuckstu:

konrad-karte.jpg
Quelle (PDF, 851 kB)

Und wie nennen sie nun ihre neue Raststätte? “Schacht Konrad”? Was eingängig gewesen wäre wie sonstwas, wo jeder den Begriff schon dutzendemale in den Nachrichten gehört hat? Und ein Name mit Geschichte und Geschichten drumrum?

Aber nein. Das Ding soll “Salzgitterhüttenblick” heißen. Dabei sieht man die Salzgitterhütte von da kaum — der Förderturm vom Schacht Konrad ist im Weg. 😉

Salzgitterhüttenblick ist aber auch sonst ein Scheißname. Erstens sperrig schon für Muttersprachler — und jetzt stelle man sich mal einen Franzosen, Ungarn oder Weißrussen vor, der versucht, am Telefon mit dem Pannendienst diesen Namen auszusprechen –, zweitens unverständlich selbst für manche Muttersprachler — denn das Wort “Hütte” ist nicht so universell mit Bergbau verbunden in den Köpfen. Und drittens halt einfach häßlich.

Wenn der Name das einzige Problem mit dieser geplanten Raststätte wäre, könnt man ja noch drüber hinwegsehen. Ist er aber nicht. Kucken wir mal etwas genauer hin:

konrad-plan.jpg
Quelle (PDF, 2069 kB)

Wir erkennen: ein Rasthof wie alle anderen. Meine Hauptkritikpunkte:

  • Die eine Reihe LKW steht mal wieder mit dem Führerhaus wenige Meter neben der Autobahn. Für einen erholsamen Schlaf.
  • Man muß sich als LKW-Fahrer schon bei der Einfahrt entscheiden: Welches Schweinderl, äh, welche Spur hätten’s denn gern — die für normale Laster oder, vermutlich illegalerweise da durchfahrtverboten, die für den Schwerlastverkehr? Warum sollte man als normaler Laster in letztere wollen? Naja, weil die paar Plätze spätestens um 17.00 Uhr so vollgestellt sein werden, daß die Kollegen längs dahinter in der Fahrspur parken — und damit ungewollt auch seither freigewordene Lücken zuparken (ich hatte das hier schon mal ausführlicher thematisiert). Von der Ausfahrt-Fahrspur kann man dann, wenn man es kann, rückwärts in diese zugeparkten freien Lücken fahren. Wenn man sich denn dazu entschieden hat, bevor man wußte, ob es nötig sein würde.
  • In die Ausfahrt-Spur der anderen LKW-Parkplatzreihe kommt man gleich gar nicht.
  • Und der Gipfel des Luxus, nämlich die Möglichkeit, einmal um den LKW-Parkplatz herumzufahren und sein Glück erneut zu versuchen, wie es ja einige wenige Rastanlagen mittlerweile erfreulicherweise bieten, bleibt einem hier auch versagt. Nicht aber den PKW-Fahrern, die können da stundenlang kreiseln, wenn sie wollen. Nicht daß sie es bräuchten.
  • 47 LKW-Parkplätze je Richtung sind aber eh ein schlechter Witz. Schrieb ich oben 17.00 Uhr? Ich meinte 14.30. Bestenfalls. (Zugegebenermaßen steht auf den Baustellenschildern allerdings eine höhere Zahl. Anscheinend plant man um, ich konnte dazu aber nichts ergoogeln.)

Astreine Mistplanung also. Passend zum Scheißnamen. Ernsthaft: haben Raststättenplaner nix dazugelernt seit den 60er Jahren? Anscheinend: “Die Rastanlage wird gemäß den Richtlinien für Rastanlagen (RR) entworfen. Im vorliegenden Fall werden Tank- und Rastanlagen mittlerer Dimension entwickelt; die Raststätten und Tankstellengebäude sind in einem gemeinsamen Wirtschaftsgebäude untergebracht.” So schreibt die Nds. Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr auf ihrer Seite, von der übrigens auch die oben ausschnittweise zitierten Karten stammen. Mag mal bitte jemand diese Richtlinien ein wenig verbessern? Es wird Zeit.

Man gut, daß ich da eh nie stehen müssen werde. Wenn mir in der Gegend die Fahrzeit ausgeht, schaff ich es auch noch nach Hause.

Update vom Januar 2019: Mittlerweile war ich dann doch mal da, um dieses stimmungsvolle Foto zu machen:

I rest my case.  Oder wie man hierzulande sagt: Ich gönne meinem Koffer etwas Ruhe. 😉

4 Kommentare

Zum Kommentar-Formular springen

  1. Wann geht es dort mit dem Bauen weiter. Wir haben mittlerweile Juli 2016!!!

  2. Auch im August 2017 noch keine Fortschritte.

  3. Mittlerweile ist das Ding in Betrieb, ich hab es mir aber noch nicht angesehen. Das, und auch ein Foto des Schacht Konrad vom Raststättengelände aus (mit schemenhaft erkennbarer Salzgitterhütte im Hintergrund), ist aber in Planung — dann gibt’s ein Artikelupdate, nicht immer nur neue Kommentare 😉

    1. Done 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.