Immer mal wieder, so auch gestern (Hinweis: ich verlinke hier absichtlich nicht auf die üblichen Verdächtigen mit den blutrünstigen Fotostrecken, wenn Ihr sowas wollt, googelt gefälligst selber), — wowarich?
Achja: immer mal wieder passieren Unfälle mit auf Verzögerungsstreifen oder Fahrspuren von Autobahnparkplätzen illegal abgestellten LKW, deren Fahrer bei dräuendem Fahrzeit-Ende keinen legalen Parkplatz mehr gefunden (oder gesucht) haben. Meistens sind das nur kleinere Rempler der Lastwagen untereinander beim Vorbeifahren, aber ab und zu schüsselt auch mal jemand dem im Weg parkierten Gefährt mit Schwung ins — oder im Falle von PKW: unters — Heck.
Gestern war das, soweit man es noch erkennen kann, ein silberner Vectra, in dem drei Personen zu Tode kamen und der Fahrer schwerverletzt überlebte. Das ist ohne Frage tragisch, aber nicht die Schuld der LKW-Fahrerin (die mit leichten Verletzungen davon kam). Denn wie in §3 StVO nachzulesen ist: man hat seine Geschwindigkeit so zu wählen, daß man jederzeit im überschaubaren Bereich anzuhalten vermag. It’s not just a good idea, it’s the fucking law, bitches.
Und nein: natürlich mach ich das auch nicht immer. Mit dem Lastwagen schon einigermaßen — die Landescheinwerfer moderner Fernlaster reichen schon was weiter als die meines räudigen französischen Mittelklasse-Youngtimers, und der Abstandsregler nebst Notbremsassistent ist auch nicht auf sichtbares Licht angewiesen –, aber mit dem PKW fahr ich natürlich nachts auf der Autobahn schneller als 80.
Aber doch nicht auf einem Parkplatz!
Wer in ein stehendes Hindernis hämmert, erst recht wenn es auch noch reflektierende Rückstrahler und (heutzutage meistens auch schon) Konturmarkierungen aufweist, dem ist, es tut mir leid, beim besten Willen nicht mehr zu helfen. Das ist dann nix weiter als Darwin in Action — schade um die anzunehmenderweise unschuldigen mitfahrenden Opfer, hoffentlich hat der Vollhonk am Steuer des Vectra (o.ä.) da wenigstens was draus gelernt.
Bemerkenswert auch: “Nach ersten Erkenntnissen soll der Mann auf der Autobahn zunächst einen Lkw überholt haben und dann auf den Parkplatz eingeschert sein.” Das klingt für mich nach einem dieser Schnell-noch-überholen-oh-da-ist-ja-schon-meine-Ausfahrt-Spinner, die uns ohnehin schon das Leben schwermachen. Probiert es mal aus: die letzten 500 oder auch 1000 Meter vor der Ausfahrt oder dem Parkplatz hinter einem LKW herzufahren tut gar nicht weh und dauert auch nicht so lange, wie man denkt!
Und nein, natürlich macht das das LKW-Parken auf Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen nicht besser. Das ist und bleibt gefährlicher Irrsinn — schließlich kann ja auch mal jemand auf der Autobahn ins Schleudern kommen oder nach rechts ausweichen müssen und dann in so einen Laster reinkacheln. Wenn der Reinkachelnde dann auch ein Laster ist, gibt das dann für den pennenden Fahrer u.U. auch kein böses, sondern gar kein Erwachen mehr. Dazu kommt, daß man zum Einfahren auf den Parkplatz mitunter schon auf der rechten Fahrspur stark verzögern muß, was natürlich erst recht saugefährlich ist für alle Beteiligten und auch die Unbeteiligten in der Nähe. Da ist etwas Fahrzeitüberschreitung sicherlich die bessere Wahl, wenn es nicht anders geht.
Aber den Schuh hat sich auch eher der Verkehrsminister anzuziehen, der ja letztlich dafür verantwortlich zu machen ist, daß der Parkplatzbau mit der Straßen-Güterverkehrs-Zunahme schon seit Jahrzehnten nicht mehr Schritt gehalten hat und auch jetzt, wo wieder ein wenig mehr gebaut wird, das Ausbautempo bei weitem nicht ausreicht.
Ich will die Kollegin, die da ihre Fuhre in die Schußlinie gestellt hat, nicht komplett absolvieren — natürlich ist das idiotisch, natürlich gehört und wird sowas bestraft. Aber in den Medien wird sie, wie immer bei dieser Art Unfall, als die nahezu Alleinschuldige dargestellt — und das, mit Verlaub, liebe Journalisten, ist absoluter Bullshit auf dem Niveau des ADAC, der noch in den 70er Jahren den Alleebäumen die Schuld an den vielen Landstraßen-Toten gab.
1 Kommentar
Ach, wenn solche Verkehrsregeln allseits bekannt wären, würde man sie doch bei der Berichterstattung in der seriösen Presse nicht vergessen… (oder? ;))
Ich kann mir den Hergang nur so vorstellen, dass der PKW-Lenker da nur nach links auf den rollenden Verkehr achtete, um fix einzufädeln. Warum dann die Zeit zum kurzen Blick voran nicht reichte… oder ob der anderweitig abgelenkt war… wer weiß.
Wobei ich zugeben muss: So ein Ausfahrtspinner bin ich auch manchmal, gewissermaßen. Die 500m bis 1000m sind’s ja gar nicht – aber wenn man nicht vorher ahnen kann ob der LKW nun weiterfährt oder ebenfalls (blinkfaul) abzweigt und nachher auf der Landstraße noch gute 2km lang jede Ampel mitnimmt (und ja, solche Strecken gibt’s, wenn die Ampelschaltung auf 70 statt der LKW-verpflichteten 60 optimiert ist)… dann kann das je nach Tagesform und der vorher durch andere Situationen schon aufgebrauchten Geduld schon mal sein, dass ich da lieber noch vorbeihopse. Allerdings immer mit (m.E.) ausreichend Abstand, so dass ein Abstandswarner nicht aufleuchten sollte.
Manchmal haben die Leute auch für augenscheinlich idiotische Verhaltensweisen einigermaßen nachvollziehbare Beweggründe… so auch die parkende Kollegin (wo willst du auch hin, wenn die Lenkzeit ultimativ abläuft und auch im Umland absolut kein Platz ist?).
Die des Vectrafahrers werden wir wohl leider nicht mehr erfahren; welche Redaktion liefert schon eine “Auflösung”…