Lifted

Daß Menschen mit der Bedienung eines scheinbar so simplen Geräts wie eines Aufzuges überfordert sind, läßt sich ja jeden Tag beobachten. Wie die Lemminge stürmen sie die Kabine, auch und gerade dann, wenn der kleine leuchtende Pfeil in eine andere Richtung weist als in die angestrebte. Vermutlich hat man Angst, der Lift könnte auf dem Weg nach unten einen anderen Weg nehmen, und kapert ihn deswegen schon auf dem Weg nach oben (oder umgekehrt) — selbstverständlich ohne zunächst die am Ziel Angelangten aussteigen zu lassen.

Ich befürchte ja, daß der gemeine Liftlegastheniker, nach Verbesserungsvorschlägen befragt, sich getrennte Aufzüge wünschen würde: je einen für nach oben und nach unten. Der Paternoster als Alternative hat nicht funktioniert, da war dann zwar nicht das Denkvermögen, wohl aber die Koordinationsfähigkeit der Benutzer überfordert, was abgetrennte Gliedmaßen zur Folge hatte. Und so werden wir wohl auch weiterhin mit dem Gemecker der Lemminge leben müssen, wenn sie mal wieder die Kabine zu früh geentert haben und dann, wenn sie sich in Bewegung setzt, die Augen verdrehen: Oh Mann, jetzt fährt der auch noch in die falsche Richtung, das blöde Ding!

Was mich aber wirklich aus dem Konzept gebracht hat, war die Erkenntnis, daß es den Programmierern von Aufzugsteuerungen offensichtlich ähnlich schwerfällt, zweidimensional zu denken (rauf/runter ist hier die eine Dimension, Zeit die andere). Kam doch gerade ein Lift auf dem Weg nach oben an mir vorbei, der ich nach unten wollte, und öffnete auf meiner Etage die Türen, um Leute rauszulassen, die hierher wollten. Ich bin natürlich nicht eingestiegen. Und was mußte ich sehen, als der Lift sich auf den weiteren Weg nach oben machte? Meine Halt-Anforderung war gelöscht worden. Entweder haben die Programmierer tatsächlich mitgedacht, also die Blödheit der Benutzer berücksichtigt — wer nach unten wollte, ist eh schon eingestiegen, als der Lift auf dem Weg nach oben hielt, s.o. —, oder die haben es genausowenig begriffen wie die Benutzer. Was ich ehrlich gesagt leider für wahrscheinlicher halte.

Seufz.

Dieser Beitrag erschien zuerst am 21. September 2009 als Gastbeitrag in Tobias Meyers leider eingestelltem Blog „Gut gemacht? Gut gemeint.“ und erscheint nun hier, minimal umformuliert, mit seiner freundlichen Genehmigung, obwohl ich die gar nicht bräuchte, weil er von mir ist. 😉

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