Es ist schon ein Kampf

Flatterte dieser Tage doch dieser schön auffällig gelbe Zettel in den Briefkasten:

Tja, da muß man schon genau hinkucken, um den Hinweis „Kommerzielle Sammlung“ zu entdecken, gell?  Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.  Man will ja auch nicht groß an die Glocke hängen, daß man den Kram, vermutlich in den originalen Plastikbeuteln oder Säcken, in denen er am Straßenrand lag, direkt zum Tonnenpreis nach Afrika zu exportieren gedenkt, wo er die heimischen Kleidungsproduzenten durch konkurrenzlos günstige Preise in die Pleite zu treiben hilft.  Neinnein, man nimmt da sicher schon billigend in Kauf, daß in der Vorweihnachtszeit Omma Schneidereit den dezenten Hinweis ohne Brille schon mal übersehen mag und den armen, frierenden Flüchtlingskinderlein einen Sack schöner warmer Kleider packt, gell?

Nun ist das zwar moralisch fragwürdig, aber okay, meinetwegen.  Kann ja jeder sein Geld so moralisch fragwürdig verdienen, wie er will, und immerhin sind auch keine unmotivierten, vielleicht etwas groß geratenen Pluszeichen „versehentlich“ auf den Zettel geraten, sondern nur unmotivierte, vielleicht etwas groß (und arg pixelig) geratene Smiley-Clipart.  Schlabonskiwürdig wurde es dann auch erst auf der Rückseite:

Das ist unseres!  Wir haben hier diese tollen gelben, sogar beidseitig bedruckten Zettel verteilt!  Soweit kommt’s noch, daß da ein anderes, womöglich kommerzielles Unternehmen vor uns durchfährt und uns um den gerechten Lohn unserer Arbeit bringt!  Die werden den Kram doch sowieso nur, vermutlich in den originalen Plastikbeuteln oder Säcken, in denen er am Straßenrand lag, direkt zum Tonnenpreis nach Afrika exportieren, wo er die heimischen Kleidungsproduzenten durch konkurrenzlos günstige Preise in die Pleite zu treiben hilft!

Bürger!  Helfen Sie uns, diesen Skandal zu unterbinden!  Stellen Sie sich am besten nachts an die Straße und bewachen sie unsere wertvollen Kleidersäcke, und zögern Sie nicht, Polizei, SEK und GSG9 herbeizutelefonieren, sollte sich jemand anderer daran zu schaffen machen!  Die haben doch eh nix Besseres zu tun, ganz bestimmt nicht!  Wir zählen auf Sie!

Äääh, ja.

Nee, Jungs, wißt Ihr was?  Das ist mir zu stressig.  Da werf ich die Sachen doch lieber in den Rotkreuz-Container.

2 Kommentare

    • Peter auf 4. Dezember 2017 bei 20:27
    • Antworten

    leider sind die Rot Kreuz Container und viel andre auch nicht Besser.
    Bei den Meisten hat sich eine Firma für ein Paar € das Recht erkauft den Rot Kreuz Aufkleber am Container anzubringen und Fertig.
    Wenn du sicher gehen willst das die Kleider an der richtigen Adresse ankommen musst du die direkt bei einer Kleiderkammer abgeben.

    • _RGTech auf 27. Dezember 2017 bei 17:32
    • Antworten

    Solange die Abrechnung dann trotzdem zum DRK erfolgt, ist ja alles in Ordnung. Die fahren ja nicht unbedingt selbst mit ranzigen Sprintern jeden Montag die verschiedenen Standorte ab, sondern lassen das auch von irgendwem machen. Der dabei einen hoffentlich gerechten Anteil bekommt.

    Denn so läuft die Geschichte nun mal – wer denkt, dass seine Kleidung _direkt_ an Bedürftige weitergeleitet wird, ist auf dem Holzweg.
    Spenden tust du _direkt_ nur über das eingeworfene Gewicht der Textilien an den Container- oder Eimerbesitzer. Nach der Einsammlung wird nämlich alles zu einer Zentralstelle gekarrt (ganz gleich von wem), dort gewogen, dann gibt’s… lass mich lügen, 34€ je Tonne?, und weg ist der Fahrer wieder. Damit hat man nun erstmal den Einsammler unterstützt, ganz gleich wer das war – DRK, Aktion Hoffnung, Nigeria Connection… .

    Deine Kleidung jedoch wird nun erst mal getrennt. In “verkaufbar” (das ist grob gesagt gut erhaltene Markenware – damit erwirtschaftet der Trenner das Geld, das er den Einsammlern weiterreicht), “nutzbar” (das kommt dann en gros dahin, wo es verschenkt oder für wenig Geld verteilt wird, je nach Klimazone auch bis nach Afrika! – dass es dort den hiesigen Textilmarkt kaputtmacht, ist ein anderes Thema… aber auch dafür muss vorher getrennt werden, die fangen mit Pelzen herzlich wenig an) und “Lumpen”. Und selbst die kann man dann gerupft wieder im Kilopack kaufen. Womit der Kreislauf erstmal geschlossen ist.

    Falls es dir also nur nur um die Wiederverwendung geht (also den Kreislauf des Recyclings, wider dem Wegwerfen), ist wurscht, WEM du Opas geerbte Sakkosammlung vermachst. Es macht hingegen sehr wohl was aus, wenn du auch möchtest, dass der Sammellohn an einen vernünftigen Verein geht.

    Bei mir im Kreis hat die Abfallwirtschaft mal alle Container an sich gerissen, die nicht nachweisbar karitativen Einrichtungen dienten. Richtig so – denn damit gab es nur noch 2 Varianten: Spenden an sinnvolle Einrichtungen, oder selbst mithelfen, dass die Müllgebühren stabil bleiben.
    Hat nur leider per Urteil wieder rückgängig gemacht werden müssen. Jetzt muss man wieder aufpassen.

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