Es gibt vielleicht doch noch einen Weg, wie wir die völlig hirnverbrannte, angeblich aufkommensneutrale Ausländerdiskriminierungsmaut vom bayerischen Stammtisch loswerden könnten: die EU denkt über eine europaweit einheitliche Mautregelung nach. Und die soll nicht nur von der Fahrleistung abhängen, sondern auch davon, wie oft man so im Stau steht.
Mit anderen Worten: die könnte zwar teuer werden, aber auch sinnvoll.
Logisch, woher da die ersten Proteste kommen: aus Bayern. Dort fürchten sie nicht nur um die Lufthoheit über den Stammtischen, sondern anscheinend auch um ihren in München ansässigen Fernbus-Monopolisten „Flixbus“, der mit inzwischen 90% Marktanteil ja auch der ursprünglichen Idee von mehr Wettbewerb Hohn spricht und mit der EU-Maut dann zumindest auch mal ein bißchen was für die Strecken bezahlen müßte, die er so plattfährt — daß er das im Gegensatz zu LKW nicht muß, ist sowieso unverständlich.
Genauso wie die Ausnahme für Transporter zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen, die die Stammtischmaut vorsieht — damit will man Handwerksbetriebe entlasten, aber man entlastet nebenbei auch die Wahnsinnigen mit den osteuropäischen Planenducatos mit, die bestimmt ein paar Marktanteile einbüßen würden, wenn sie wie der restliche Güterkraftverkehr Maut zu entrichten hätten. Und na klar, gegen die Nichtberücksichtigung dieser Ausnahme in der EU-Maut wird auch Sturm gelaufen.
Nun gilt es also zu hoffen, daß klientelpolitisches Ausnahmengeschacher nicht bis Brüssel reicht und auch sonst nicht wieder ein guter Vorschlag bis zur Unkenntlichkeit zusammenkompromittiert wird. Klar, die Zeche zahlt wie immer der kleine Mann, aber so wird es wenigstens ökologisch sinnvoll — wer viel fährt, zahlt viel, und wer viel im Stau steht, zahlt mehr. Denn dann kann der Markt tatsächlich mal was regeln — Bahn, Bus, Fahrgemeinschaft und Fahrrad werden finanziell attraktiver, das kann nicht verkehrt sein. Und wenn man das Ganze eh elektronisch erhebt und vermutlich auch abhängig vom Schadstoffausstoß (denn diese Industrieförderung werden wir sicher nie los), dann kann man den armen notleidenden Handwerkern ja auch einzeln Ausnahmen verpassen — oder, sinnvoller, Elektrotransporter, die meinetwegen ja auch noch 10 Jahre mautfrei sein könnten oder wie lange auch immer es dauern wird, bis es soviele davon gibt, daß das finanziell wehtut.
Und die paar hundert Euro, die so ein Elektromauterfassungsdingsi für schwere LKW heute noch kostet, würden bei größeren Serien (etliche Millionen statt ein paar hunderttausend) und serienmäßigem Einbau in Neuwagen sicherlich auch noch was weniger werden. Wenn der Kram nicht mehr kostet als ein brauchbares Autoradio, und vielleicht auch gleich mit diesem zusammengebaut ist und dann auch die eh bald fällige Digitalradio-Nachrüstung miterledigt, find ich auch die soziale Härte erträglich (und ja, liebe Autoelektronikindustrie, diese Idee gibt es geschenkt, gern geschehen).
TL;DR: EU-Maut für alle Fahrzeuge, fahrleistungs- und streckenbelastungsabhängig? Gute Idee. Bin gespannt, woran sie scheitern wird. Mein Tip: an der CSU, wie immer.
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