Hallo Echo! Hallo? … Hallo?!

Der Musikpreis Echo ist tot.  Gut, das ist jetzt keine bahnbrechende Nachricht, und ein Drama ist es auch nicht, eher im Gegenteil, aber die Umstände seines Ablebens sind doch bezeichnend: da verleihen diese Vollhonks ihren schaseligen Preis ein paar merkbefreiten Deutschräppern, die zumindest sehr fragwürdige Texte vor sich hinbrabbeln*, und wundern sich dann über einen gepflegten Scheißsturm.  Und als der zu heftig wurde, haben sie halt die Reißleine ge- und den Schwanz eingezogen, die Förmchen aus dem Sandkasten geworfen und gebrüllt: Jetzt mach ich nicht mehr mit, so!

Herzlichen Glückwunsch.  Bessere PR hätten sich die Räppidioten nicht wünschen können.

Denn seien wir doch mal ehrlich: wer solche Texte schreibt, der macht das, um zu provozieren.  Und was Schöneres könnte es für einen Provokateur geben, als wenn man nicht nur einen Preis bekommt, und nicht nur daraufhin viele andere „Künstlerkollegen“ diesen Preis aus Protest empört zurückgeben, sondern wenn dann wegen dieses Protestes der ganze Preis als solcher im Klo runtergespült wird?  Das ist doch der feuchte Traum eines jeden Trolls.

Und daß der Preis auch vorher schon Scheiße war, weil er nämlich ein Kommerzpreis war und über die künstlerische Qualität (was immer das sein mag) genausoviel aussagte wie die diversen Goldenen oder sonstwie funkelnden Schallplatten an den Wänden von Helene Fischer oder Dieter Bohlen, spielt dabei eh keine Rolle.  Eigenartig eigentlich — hat schon mal wer seine Goldene Schallplatte zurückgegeben, weil irgendwer anders, mit dem er sich nicht gemein machen wollte, auch eine bekommen hatte?  Der Echo war doch ansich auch nix anderes.

Naja.  Die Runde geht jedenfalls an die beknackten Räpper.

Und wetten, daß es auch nächstes Jahr wieder eine tolle tolle Gala nebst Pokalverleihung für die besten meistverkauften Musiker Geräusch Lärmproduzenten geben wird?  Nur Echo wird sie wohl dann nicht mehr heißen.  Schade — der Name war angesichts des Resonanzraums in den hohlen Birnen der Versammelten eigentlich höchst angemessen.

Fußnote: In einer bisherigen Version dieses Artikels stand hinter der Stelle mit den zumindest fragwürdigen Texten folgendes: „(ob nun antisemitisch oder nicht, darüber wage ich keine Aussage — dazu müßte man sich da erstmal reinhören oder -lesen, und das tu ich mir sicher nicht an —, aber ekelerregend sind die in den Medien zitierten Zeilen auf jeden Fall)“.  Von der verquollenen Formulierung des Klammertextes mal abgesehen, hat das mit dem Reinlesen inzwischen Peter Nowak bei Heise für mich erledigt in seinem Bericht über eine Strafanzeige gegen die Räpper wegen Volksverhetzung.  Es handelt sich bei der Textkritik anscheinend also um mehr als das übliche Gutmenschen-Mimimi.  Ich bleibe ansonsten bei meiner Aussage, daß ich die Texte ekelerregend finde und nicht lesen möchte — im verlinkten Bericht sind Beispiele, Lesen auf eigene Gefahr.

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