Fahrbericht Ford Ecosport 1.0 Ecoboost
Ab und zu braucht man auch als Fahrer eines bekannt zuverlässigen 😉 Citroën-Youngtimers kurzfristig einen Ersatzwagen. Also spaziert man bei der nächsten Autovermietung rein und sagt: Ein Auto für drei Tage bitte. Was für eins? Egal. Billig.
Mit solchen Anforderungen darf man sich danach auch nicht beschweren, schon klar. Ein Basis-Polo, -Corsa oder -Fiesta hätte mich auch nicht zu dem kommenden Rant veranlaßt, selbst ein Up, Adam, Ka oder Smart wäre wohl okay gewesen. Aber der Ecosport? Uaah.
Wer nicht weiß, was das ist: ein kleiner Crossover auf Fiesta-Basis, für Europa hergestellt in Rumänien. Hier ist ein englischsprachiger Review mit ein paar Bildern, hier die Wikipedia-Seite dazu.
Der latente Ärger fängt schon mal damit an, daß das billigste zu mietende Auto ein SUVchen der Über-20k€-Preisklasse ist, das sagt ja schon so einiges. Und nein, das war kein “Upgrade”, der Wagen ist tatsächlich die kleinste Klasse. Wenn man drinsitzt, merkt man auch warum: die äußere Klobigkeit überspielt die innere Enge auf den ersten Blick. Die Übersichtlichkeit der Bedienung vermag ich nicht wirklich zu beurteilen, ich fand sie wirrer als in meinem Citroën BX, aber hey, da ist ja auch nicht annähernd so viel zu bedienen drin. Immerhin, Reinsetzen und Losfahren geht im Ecosport.
Ich hatte den Einliter-Dreizylinder-Turbo namens Ecoboost, und ja, der boostet schon ganz ordentlich — Leistungsmangel verspürte ich nie. Die Rechnung kam freilich an der Tankstelle: eco ist an dem nix (weder -logical noch -nomical), denn ein kleiner Turbo in einer schweren Karre, der säuft auch heutzutage ordentlich, von nix kommt halt nix. Einskommavier Tonnen! Ich wiederhole: Eins. Komma. Vier. Tonnen. Mehr als ein 1977er VW-Campingbus mit allem. Kaum weniger als ein aktueller BMW-Dreier.
Und von so einem hochbauenden SUVfelchen hätte man, erst recht bei dem Gewicht, ja auch erwartet, daß es wenigstens komfortabel federt. Aber da kommt dann das “-sport” aus dem Namen in die Quere. Als Citroën-Fahrer bin ich verwöhnt, das ist mir klar, aber was war ich froh, damit nicht mehr als 100 km am Stück fahren zu müssen. Voll die Härte.
Genau wie das Plastik im Innenraum übrigens. Da bin ich ja weniger verwöhnt, aber trotz guter Ausstattung bis hin zur Rückfahrkamera mit Farbbildschirm wirkte das Interieur sogar auf mich billig. Die Rückfahrkamera braucht man übrigens auch, denn weder in den winzigen Außenspiegelchen noch durch Umdrehen kann man sich ein ausreichendes Bild über das Geschehen hinter dem Fahrzeug machen, was auch Autobahnfahren gefährlicher macht, als es sein sollte. Die paar Autobahnkilometer, die ich zu absolvieren hatte, verbrachte ich nach einem kurzen Probegalopp auf der linken Spur, den ich wegen der Federung und der Seitenwindempfindlichkeit schnell abbrach, freiwillig hinter Lastwagen. Trotzdem ist es mir bei zugegebenermaßen meist flotter, aber nicht bleifüßiger Fahrt in Stadt und mildem Hügelland nicht gelungen, den Verbrauch unter neun Liter je 100 km zu drücken, selbst laut Bordcomputer-Anzeige nicht. Beim Nachtanken am Ende waren es 9,6 — für Fahrzeugklasse und Baujahr mindestens drei, für den vermittelten Fahrspaß und Nutzwert eher fünf zuviel.
Zum Abschluß habe ich es dann auch noch geschafft, mit dem rechten Spiegel an einer Hauswand hängenzubleiben in der Einfahrt des Elternhauses, aus der ich schon hunderte Male mit allem Möglichen unfallfrei herausreversiert bin. Spricht auch nicht gerade für den Ecosport, finde ich — warum ist so ein kleines, enges Auto eigentlich 1,76 m (ohne Spiegel!) breit? Das ist genauso breit wie ein Citroën CX, und das war damals fast Oberklasse! (Das Gewicht der beiden ist übrigens auch nahezu gleich.)
Und dann ist da noch die nach links statt nach oben öffnende Heckklappe. Was soll das? Soll das irgendwie cool sein, beim Beladen des Kofferräumelchens im Regen zu stehen, der auch reichlich in selbiges prasselt? Falls man die Klappe überhaupt aufkriegt — wenn wer dicht hinter dem Ecosport parkt, geht das eben nicht. Und den Heckklappengriff, schön versteckt in einer Chromapplikation (?) im rechten Rücklicht (!), hat mir der Autovermietungs-Mitarbeiter ungefragt persönlich gezeigt, weil “sonst sowieso jeder Kunde irgendwann anruft und fragt, wie der Kofferraum aufgeht”.
Fazit: Alles, aber auch alles, was anders ist als am Fiesta, ist Scheiße. Alles, was gleich ist, also im Wesentlichen der Motor, ist schon okay. Der Ecosport, und wenn ich mal unzulässig verallgemeinern darf das kleine SUVchen, ist überflüssig wie ein Kropf; der klassische Kleinwagen kann wirklich alles besser. Und im Gegensatz zum großen SUV, das ja immerhin ein bißchen Gelände und ordentlich Anhängerbetrieb kann und als solches also nicht ganz so überflüssig scheint, weil die Alternative halt andere große Autos sind, eignen sich Karren wie der Ecosport nicht mal mit viel gutem Willen zum Angeben.
Und wer Allrad will im Ecosport, damit er zumindest ein bißchen was von dem kann, wonach er angeblich auszusehen bemüht ist, der bekommt statt des immerhin netten kleinen Turbomotörchens zwangsweise einen Vierzylinder-Diesel (oder in Amerika einen Zweiliter-Vierzylinder-Sauger, der dann auch noch das letzte bißchen Freude verdirbt, wie man im eingangs verlinkten Review nachlesen kann).
Einfach vergessen, diesen Kackstuhl. Vielleicht geht er davon ja weg.
3 Kommentare
Entwickelt wurde das Ding wohl ursprünglich für den brasilianischen Markt als “Kleinwagen für schlechte Straßen”. Die furchtbar schlechte Raumausnutzung sieht man dem Auto allerdings förmlich an…
Beim Lesen fällt mir auf, dass hier der fundierte Bericht über das Nicht-Design des Ford Scorpio nicht mehr zu finden ist, was wirklich schade ist.
Autor
Doch, den gibt’s noch: https://schlabonski.de/scorpio.html — wie die anderen alten Artikel ist er noch nicht in die Blog-Datenbank aufgenommen und wird deswegen nicht von der Suchfunktion des Blogs gefunden. Ich arbeite dran — bis dahin sei auf die alte Seite mit dem chronologischen Index verwiesen.