Ach, das paßt doch locker!

Liebe Vierrädrige, wir müssen reden.

Es begab sich am heutigen Tage, daß ich mit einem mit Quarzsand bepackten Sattelzuge in die Lieferanteneinfahrt eines Baumarkts zu reversieren hatte.  Das war ansich nicht weiter schwierig — jede Menge Platz zum Manövrieren war jedenfalls vorhanden, und auch ein am Rand der Zufahrt parkierendes Kia-SUV mit Hänger konnte mich nicht wirklich verunsichern.

Leider führte aber diese Zufahrt mitten durch den Strom der Baumarktbesucher bzw. ihrer PKW.  Und da gab es allzuviele, die sich dachten: Hach, nur weil dieser Sattelzug dort rangiert, muß ich ja nicht warten.  Das paßt doch locker, wenn ich da kurz vorbeihusche.  Und ich möchte da auch gar nicht widersprechen: ja, Eure Einschätzung war korrekt, keiner von Euch kam mir und meinem Lastzug gefährlich nahe.

Das Problem ist nur, daß ich das nicht weiß, daß Ihr das korrekt eingeschätzt habt.  Denn es gibt auch genug von Euch, die das nicht können.  Oder nicht wollen.  Oder sich überhaupt nicht bewußt sind, daß es da was einzuschätzen gibt.

Und wenn dann ein PKW unvermittelt im Spiegel auftaucht, dann muß ich ergo erstmal annehmen, daß das einer von diesen Fahrern ist, die das nicht können oder nicht wollen oder nicht wissen.  Logische Reaktion: Anker.  Abwarten, bis alles frei ist.  Hoffen, daß in dieser Zeit niemand hinter das Aufliegerheck gefahren ist.  Im Zweifel aussteigen und kucken.

Leute: Haltet doch einfach Abstand, wenn da ein Lastzug rückwärts fährt.  In einer halben oder spätestens einer ganzen Minute ist der sicher im Warenannahmebereich, wo nur suizidale Gabelstapler seinen Weg kreuzen.  Ganz ehrlich: Ihr kommt gerade aus einem verfickten Baumarkt.  Wenn Ihr weniger als 10 min an der Kasse gestanden habt, freß ich einen ihrer überteuerten Besen.  Kommt es wirklich auf die paar Sekunden an, die Ihr weniger auf dem Parkplatz und dafür länger an der Ampel steht?

Bitte. Ein kleines Bißchen mehr Rücksicht. Ganz lieb Bitte. Mit Zucker obendrauf.

2 Kommentare

  1. Das ist die Zeitdilatation, die immer einsetzt, wenn sich die *speziell begabten* Menschen¹ hinters Steuer setzen:
    Für die fließt die Zeit immer zu langsam während sich die Umgebung im Normaluniversum befindet. Und dann sind sie ganz erstaunt, wenn sie plötzlich durch einen Knall aus ihrem Zustand herauskatapultiert werden und feststellen, dass sie mit einem anderen Fahrzeug kollidierten, weil es partout nicht weichen konnte.

    ¹ “Doofen” darf man nicht mehr sagen, das ist ‘politically incorrect’

    • resiregenbogen auf 9. Juli 2020 bei 11:17
    • Antworten

    Guter Beitrag!

    Ich arbeite in einer Baufirma.
    Wir hatten vor 2 Wochen einen tödlichen Unfall.
    Ein Radfahrer hat genau wie deine Baumarktbesucher gedacht, das schaffe ich noch fix hinter dem rückwärts fahrenden Containerfahrzeug durchzuschnippen.
    Leider nein.
    Natürlich war er im Recht!
    Aber was nützt es ihm jetzt?
    Ich möchte nicht in der Haut des Fahrers stecken, der natürlich die Hauptschuld trägt.
    … und auch nicht in der Haut unseres Poliers, der die letzten Atemzüge des Radfahrers miterlebt hat.
    …vom Radfahrer ganz zu schweigen.
    Aber hätte er die Minute gewartet, dann…

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