Das P in Coupé steht für Poser

Eine Theorie, warum mich große SUV-“Coupés” und insbesondere der BMW X6 noch aggressiver machen als große SUV an sich.

Bei “normalen” großen SUV, also Mercedes GLE oder GLS, Audi Q7, und beim BMW X7 wird’s wohl auch so sein, kann man sich ja noch denken: “Naja, er/sie braucht vielleicht die 7 Sitze, den Laderaum, vielleicht auch die Anhängelast, und hatte halt keinen Bock auf einen Van.” Ich mein, ich fahr ja auch einen Kombi, wo ein Kleinwagen reichen tät, und hab aber halt keinen Bock auf Kleinwagen. Sprich: ein gewisses Maß an Irrationalität bei der Fahrzeugwahl beanspruche ich auch für mich und kann sie ergo anderen nicht absprechen.

Beim X6 funktioniert das aber nicht mehr. Diese “Coupés” haben eben keine 7 Sitze und keinen großen Laderaum. Das, was die können, kann auch ein Golf Variant. Meinetwegen ein Tiguan. Aber sie sind trotzdem grotesk groß, schwer und durstig, ohne jeden Anflug einer denkbaren Ausrede dafür – und teurer als ihre technisch gleichen “normalen” Artgenossen.

Offensichtlich ist ihr Zweck also das Posen. “Seht her, ich brauche kein großes SUV, aber ich leiste es mir trotzdem. Eure Armut kotzt mich an! Fuck you Greta!!1!!!”

Und klar, nach dem Prinzip funktionier(t)en auch richtige Coupés, also Calibra statt Vectra oder A5 statt A4. Aber die fallen halt eher durch Schönheit auf als durch die Disproportionalität von oberer und unterer Hälfte wie der X6, und nur normalschwer sind sie auch.

Warum hier immer der X6 als Beispiel herhalten muß? Naja, das GLE-“Coupé” finde ich nicht annähernd so schlimm, und der Audi Q8 scheint mir auch lange nicht so aggressiv. Aber tröstet Euch, BMW-Fans: der X4 ist kaum besser 😉 Aber ein Haßobjekt hab ich noch nicht erwähnt: den aktuellen Touareg. Und diese fette Qualle hat es auch verdient, denn auch den gibt es nicht als Siebensitzer – den viel kleineren Tiguan schon! Damit ist der Touareg also ein “Coupé ehrenhalber” und guten Gewissens hassenswert. Als ob es dafür außer seiner gigantischen Ausmaße etc. eines Grundes bedürfe.

So. Das mußte raus, jetzt geht’s mir ein bißchen besser. Bis ich den nächsten dieser asozialen Poserkarren sehe jedenfalls.

Nachtrag: Mit der Bezeichnung viertüriger Autos als Coupé, wie sie sich ja auch bei Fahrzeugen wie dem Mercedes CLS oder dem VW CC und seinem Nachfolger Arteon eingebürgert hat, habe ich übrigens überhaupt kein Problem im Gegensatz zu vielen anderen, vor allem US-amerikanischen Autofreaks, die insistieren, ein Coupé habe ein Zweitürer zu sein.

Ausgerechnet die Amis! Dieses kulturlose Volk, das schon beim Wort “Coupé” nicht nur den Akzent wegläßt, sondern es dann auch gleich wie “Coup” ausspricht. Woher sollen die also auch wissen, daß das Wort aus dem Französischen stammt und “abgeschnitten” bedeutet bezogen aufs Dach: Ein Coupé ist ein geschlossener Wagen mit weniger Dach, was unmittelbar einsichtig wird, sieht man sich ältere Vertreter wie Mercedes /8 oder Opel Rekord A an. Aber von zugeschweißten Türen steht da halt nix es heißt Coupé, nicht Soudé. Und ein historisches Vorbild für viertürige Coupés gibt es mit dem Rover P5 ja auch.

Und insofern ist natürlich auch der BMW X6 ein Coupé: ein X5 mit weniger Dach. Das macht ihn allerdings kein bißchen liebenswerter.

1 Kommentar

  1. Ich vermute mal, BMW hat bei Ford den Designer des Scorpio abgeworben.

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